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Freitag, 2. November 2012
rudorothaus, 11:51h
31.10.12
Gestern nach Schulschluss haben wir unsere Reihe von Familienbesuchen fortgesetzt, und ich konnte die häuslichen Umstände von zwei weiteren SchülerInnen kennen lernen. Editha, die Schulleiterin unserer kleinen Vorschule, spricht zu wenig Englisch, und mein Kiswahili ist noch weit ungenügender, als dass wir uns vertieft über Kriterien und Motive dieser Besuche austauschen könnten. Editha stellt Fragen anhand eines Fragebogens, den in für unsere Besuche geschrieben habe. Die Einträge im Bogen macht teils sie, teils ich. Da die Leute gar kein Englisch sprechen, bleibt mir ansonsten nur die Rolle des Händeschüttlers und Fotografen. Dass ich die Familien zum Ende der Besuche fotografieren darf, ist in dieser überwiegend muslimischen Gesellschaft keineswegs selbstverständlich.
Es zeigt nach meiner Überzeugung die Verbundenheit der Eltern, Großeltern... mit BACCA und die Dankbarkeit, dass ihren Kindern dort Bildung, etwas zu essen und viele Stunden des Glücks geboten werden. Glück ist, Teil einer Gemeinschaft zu sein und im Sprechchor aus vollem Hals das Einmaleins hochzuzählen oder auch draußen auf dem Schulhof auf ein Zeichen hin im Pulk quer über den Platz zu rennen. Dass sich die Kinder wohl fühlen in ihrer Vorschule, ist unverkennbar. Hier haben sie viele Kameraden, hier bekommen sie Anerkennung – und bei aller Dürftigkeit der Ausstattung= so etwas wie ausgestanzte Plastikschmetterlinge und andere Formen, die man zwischendurch ausgeteilt bekommt und dann vor sich auf dem Boden ausbreiten darf, haben die meisten zu Hause nicht. Viele sind geradezu selig bei solcher Beschäftigung.
Unser erster Besuch gestern galt dem 6-jährigen Saidi Hoseni und seiner Familie. Den Nachnamen übernehmen die Kinder übrigens im Regelfall vom Vater, die Ehefrauen führen ihren eigenen Familiennamen weiter. Saidis Vater Kibwana ist 25 Jahre alt, die Mutter Hamisi Mwaiuma 21. Sie sind trotzdem schon sehr lange zusammen: Saidis älterer Bruder ist bereits acht. Die kleine Schwester ist noch ein Säugling. Neben dem dürftigen Häuschen in der Stadt besitzen Saidis Eltern eine Stunde entfernt draußen ein Stück Feld, auf dem sie zur Eigenversorgung Früchte anbauen, vorwiegend Cassava, Tomaten und Zwiebeln. Außerdem arbeitet der Vater des öfteren ein paar Stunden als Fischergehilfe auf See und verdient dabei 2000 Schilling. So kommen Dreißig- bis Fünfzigtausend Schilling pro Monat zusammen. Strom haben sie nicht im Haus, Wasser wird eimerweise von einem Brunnen in der Nachbarschaft geholt, der Eimer für 50 Schilling. Das Geld reicht für das Nötigste, Luxusdinge wie Zucker oder andere Getränke als Wasser gibt es selten.
Kein Wunder also, wenn Saidi den gesüßten Porridge zu dem zählt, was er bei BACCA mag, - neben Spielen und lernen. Zur Frage, was er vermisst, fällt ihm nichts ein. Dafür ist er zu verlegen ob dieses außergewöhnlichen Besuchs daheim.
Von der Existenz BACCAS hat der Vater über Bekannte erfahren und dann seinen Zweitgeborenen gleich angemeldet. Der ältere Sohn war schon über das Vorschulalter hinaus. Die Eltern sind sehr glücklich darüber, dass Saidi bei BACCA kostenlos lernen kann. Der Vater wünscht ihm eine gute Schulkarriere bis hin zum Studium. Nur mit Bildung wird Saidi eines Tages Geld verdienen können und aus der Armut herauskommen, ist der Vater überzeugt.
Die nächste von uns angesteuerte Familie war nicht zu Hause, aber Habiba, eine weitere BACCA-Schülerin, wohnt nicht weit davon entfernt. Wir besuchten also sie. Die Siebenjährige wohnt mit ihrer 25 Jahre alten Mutter und drei Geschwistern im Alter von 9, 2 und einem halben Jahr mit zwei ebenfalls ledigen Tanten und deren sieben Kindern unter einem Dach zusammen. Wenn es nicht regnet, hält man sich aber nur zum Schlafen unter dem halbwegs dichten Dach auf. Es geht ja auch allzu eng zu. Strom- und Wasserversorgung gibt es keine.
Als Editha und ich gegen 15 Uhr eintreffen, ist die Familie – oder jedenfalls die meisten – gerade beim Mittagessen. Die drei Mütter sitzen auf dem Boden um einen Topf mit festem Maisbrei, von dem sie mit der rechten Hand einen Brocken abbrechen und zu einem Ballen formen, diesen in ein Schälchen mit Okra-Gemüseschleim tauchen und essen. Daneben gibt es einen Kreis der Kinder, die auf die gleiche Weise aus einem Alu-Topf essen, und ein paar andere Kinder beschäftigen sich sonstwie.
Habibas Mutter Hamisa verdient sich den Lebensunterhalt für die Familie zusammen mit den Schwestern, indem sie Mandazi (fettgebackene Küchlein) herstellen und und auf den Straßen verkaufen. Das bringt wenig ein, aber immerhin recht es zum Überleben der 14-köpfigen Familiengemeinschaft.
Habiba findet den Porridge gut an ihrer Vorschule, und auch Lernen gefällt ihr. Schön wäre, wenn mehr Schaukeln da wären, damit man öfter drankommt.
Habibas Mutter fand zu BACCA durch ein Empfehlung von Regierungsbeamten, die sie wegen der Bildung ihrer Kinder um Rat gefragt hat. Sie möchte, dass ihre Kinder etwas lernen und so lange wie möglich Schulen besuchen. Selbstverständlich wird sie auch die Kleinen zu BACCA schicken, wenn sie alt genug sind.
Gestern nach Schulschluss haben wir unsere Reihe von Familienbesuchen fortgesetzt, und ich konnte die häuslichen Umstände von zwei weiteren SchülerInnen kennen lernen. Editha, die Schulleiterin unserer kleinen Vorschule, spricht zu wenig Englisch, und mein Kiswahili ist noch weit ungenügender, als dass wir uns vertieft über Kriterien und Motive dieser Besuche austauschen könnten. Editha stellt Fragen anhand eines Fragebogens, den in für unsere Besuche geschrieben habe. Die Einträge im Bogen macht teils sie, teils ich. Da die Leute gar kein Englisch sprechen, bleibt mir ansonsten nur die Rolle des Händeschüttlers und Fotografen. Dass ich die Familien zum Ende der Besuche fotografieren darf, ist in dieser überwiegend muslimischen Gesellschaft keineswegs selbstverständlich.
Es zeigt nach meiner Überzeugung die Verbundenheit der Eltern, Großeltern... mit BACCA und die Dankbarkeit, dass ihren Kindern dort Bildung, etwas zu essen und viele Stunden des Glücks geboten werden. Glück ist, Teil einer Gemeinschaft zu sein und im Sprechchor aus vollem Hals das Einmaleins hochzuzählen oder auch draußen auf dem Schulhof auf ein Zeichen hin im Pulk quer über den Platz zu rennen. Dass sich die Kinder wohl fühlen in ihrer Vorschule, ist unverkennbar. Hier haben sie viele Kameraden, hier bekommen sie Anerkennung – und bei aller Dürftigkeit der Ausstattung= so etwas wie ausgestanzte Plastikschmetterlinge und andere Formen, die man zwischendurch ausgeteilt bekommt und dann vor sich auf dem Boden ausbreiten darf, haben die meisten zu Hause nicht. Viele sind geradezu selig bei solcher Beschäftigung.
Unser erster Besuch gestern galt dem 6-jährigen Saidi Hoseni und seiner Familie. Den Nachnamen übernehmen die Kinder übrigens im Regelfall vom Vater, die Ehefrauen führen ihren eigenen Familiennamen weiter. Saidis Vater Kibwana ist 25 Jahre alt, die Mutter Hamisi Mwaiuma 21. Sie sind trotzdem schon sehr lange zusammen: Saidis älterer Bruder ist bereits acht. Die kleine Schwester ist noch ein Säugling. Neben dem dürftigen Häuschen in der Stadt besitzen Saidis Eltern eine Stunde entfernt draußen ein Stück Feld, auf dem sie zur Eigenversorgung Früchte anbauen, vorwiegend Cassava, Tomaten und Zwiebeln. Außerdem arbeitet der Vater des öfteren ein paar Stunden als Fischergehilfe auf See und verdient dabei 2000 Schilling. So kommen Dreißig- bis Fünfzigtausend Schilling pro Monat zusammen. Strom haben sie nicht im Haus, Wasser wird eimerweise von einem Brunnen in der Nachbarschaft geholt, der Eimer für 50 Schilling. Das Geld reicht für das Nötigste, Luxusdinge wie Zucker oder andere Getränke als Wasser gibt es selten.
Kein Wunder also, wenn Saidi den gesüßten Porridge zu dem zählt, was er bei BACCA mag, - neben Spielen und lernen. Zur Frage, was er vermisst, fällt ihm nichts ein. Dafür ist er zu verlegen ob dieses außergewöhnlichen Besuchs daheim.
Von der Existenz BACCAS hat der Vater über Bekannte erfahren und dann seinen Zweitgeborenen gleich angemeldet. Der ältere Sohn war schon über das Vorschulalter hinaus. Die Eltern sind sehr glücklich darüber, dass Saidi bei BACCA kostenlos lernen kann. Der Vater wünscht ihm eine gute Schulkarriere bis hin zum Studium. Nur mit Bildung wird Saidi eines Tages Geld verdienen können und aus der Armut herauskommen, ist der Vater überzeugt.
Die nächste von uns angesteuerte Familie war nicht zu Hause, aber Habiba, eine weitere BACCA-Schülerin, wohnt nicht weit davon entfernt. Wir besuchten also sie. Die Siebenjährige wohnt mit ihrer 25 Jahre alten Mutter und drei Geschwistern im Alter von 9, 2 und einem halben Jahr mit zwei ebenfalls ledigen Tanten und deren sieben Kindern unter einem Dach zusammen. Wenn es nicht regnet, hält man sich aber nur zum Schlafen unter dem halbwegs dichten Dach auf. Es geht ja auch allzu eng zu. Strom- und Wasserversorgung gibt es keine.
Als Editha und ich gegen 15 Uhr eintreffen, ist die Familie – oder jedenfalls die meisten – gerade beim Mittagessen. Die drei Mütter sitzen auf dem Boden um einen Topf mit festem Maisbrei, von dem sie mit der rechten Hand einen Brocken abbrechen und zu einem Ballen formen, diesen in ein Schälchen mit Okra-Gemüseschleim tauchen und essen. Daneben gibt es einen Kreis der Kinder, die auf die gleiche Weise aus einem Alu-Topf essen, und ein paar andere Kinder beschäftigen sich sonstwie.
Habibas Mutter Hamisa verdient sich den Lebensunterhalt für die Familie zusammen mit den Schwestern, indem sie Mandazi (fettgebackene Küchlein) herstellen und und auf den Straßen verkaufen. Das bringt wenig ein, aber immerhin recht es zum Überleben der 14-köpfigen Familiengemeinschaft.
Habiba findet den Porridge gut an ihrer Vorschule, und auch Lernen gefällt ihr. Schön wäre, wenn mehr Schaukeln da wären, damit man öfter drankommt.
Habibas Mutter fand zu BACCA durch ein Empfehlung von Regierungsbeamten, die sie wegen der Bildung ihrer Kinder um Rat gefragt hat. Sie möchte, dass ihre Kinder etwas lernen und so lange wie möglich Schulen besuchen. Selbstverständlich wird sie auch die Kleinen zu BACCA schicken, wenn sie alt genug sind.
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