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Samstag, 15. Dezember 2012
Rote Blüten zu Weihnachten
rudorothaus, 21:02h
Momentan herrscht die „kleine Regenzeit“. Es regnet nicht täglich, aber immer wieder, und wenn es regnet, dann richtig. Oft sind es regelrechte Güsse, die dann vom Himmel herunterkommen. Aufziehender Regen ist aber für keine Hausfrau Grund, die Wäsche vom Seil zu nehmen. Meist scheint nach einer Stunde wieder die Sonne, und nach drei, vier Stunden ist die triefnasse Wäsche nicht nur trocken, sondern auch perfekt ausgespült. Weicher geht nicht.
Strand am frühen Morgen, zur Regenzeit
Weniger angenehm als für die Wäsche und natürlich für die ganze Pflanzenwelt ist der Regen für den Verkehr. In Bagamoyo sind nur einige wenige Straßen geteert und haben Straßengräben. Ansonsten ist der Untergrund zwar überall sandig und schluckt das Wasser schnell, aber auf stark befahrenen Wegen sind viele verdichtete Stellen, in denen sich die Pfützen oft tagelang halten. Solche Untiefen betragen manchmal bis zu 20, 30 Zentimeter und zwingen besonders die Pikipkis zu verwegenen Slalomfahrten. Pikipikis, leichte Motorräder meist aus chinesischer Produktion, sind in Tansania das häufigste Nahverkehrsmittel. Man setzt sich hinter dem Fahrer auf den Sozius – Frauen meist im seitlichen Damensitz – und lässt sich für umgerechnet 50 Cent durch das ganze Städtchen fahren.
Im waghalsigen Damensitz fahren die Frauen, weil sie so gut wie immer Röcke tragen. Wobei man den Rock und auch das T-Shirt bzw. die Bluse für den Oberkörper, eher selten zu sehen kriegt. Im Alltag haben sie oft die Funktion von Unterkleidung, und darüber tragen die Frauen Kangas. Kangas sind bunt bedruckte, quadratische Baumwolltücher mit ca. 120 cm Seitenlänge, von denen eines oben um die Schultern und eines um die Taille geschlungen wird. Ich möchte nicht wissen, wie heiß es unter alledem wird! Mir sind oft ein T-Shirt und kurze Hosen zu viel.
Bunt erscheinen nicht nur die Frauen – bunt ist auch das grüne Stadtbild in meiner Wohngegend. Blüten gibt es das ganze Jahr über. Derzeit wird das Bild eindeutig bestimmt von „Christmas Trees“, die von Blüten in einem kräftigen Rot übersät sind.
Christmas Trees werden nicht nur von den paar Christen hier so bezeichnet, sondern wirklich allgemein, wie ich durch Nachfragen bestätigt fand.
Auch dies ist wieder ein Zeichen für die Toleranz zwischen den Religionen in Tansania.
Strand am frühen Morgen, zur Regenzeit
Weniger angenehm als für die Wäsche und natürlich für die ganze Pflanzenwelt ist der Regen für den Verkehr. In Bagamoyo sind nur einige wenige Straßen geteert und haben Straßengräben. Ansonsten ist der Untergrund zwar überall sandig und schluckt das Wasser schnell, aber auf stark befahrenen Wegen sind viele verdichtete Stellen, in denen sich die Pfützen oft tagelang halten. Solche Untiefen betragen manchmal bis zu 20, 30 Zentimeter und zwingen besonders die Pikipkis zu verwegenen Slalomfahrten. Pikipikis, leichte Motorräder meist aus chinesischer Produktion, sind in Tansania das häufigste Nahverkehrsmittel. Man setzt sich hinter dem Fahrer auf den Sozius – Frauen meist im seitlichen Damensitz – und lässt sich für umgerechnet 50 Cent durch das ganze Städtchen fahren.
Im waghalsigen Damensitz fahren die Frauen, weil sie so gut wie immer Röcke tragen. Wobei man den Rock und auch das T-Shirt bzw. die Bluse für den Oberkörper, eher selten zu sehen kriegt. Im Alltag haben sie oft die Funktion von Unterkleidung, und darüber tragen die Frauen Kangas. Kangas sind bunt bedruckte, quadratische Baumwolltücher mit ca. 120 cm Seitenlänge, von denen eines oben um die Schultern und eines um die Taille geschlungen wird. Ich möchte nicht wissen, wie heiß es unter alledem wird! Mir sind oft ein T-Shirt und kurze Hosen zu viel.
Bunt erscheinen nicht nur die Frauen – bunt ist auch das grüne Stadtbild in meiner Wohngegend. Blüten gibt es das ganze Jahr über. Derzeit wird das Bild eindeutig bestimmt von „Christmas Trees“, die von Blüten in einem kräftigen Rot übersät sind.
Christmas Trees werden nicht nur von den paar Christen hier so bezeichnet, sondern wirklich allgemein, wie ich durch Nachfragen bestätigt fand.
Auch dies ist wieder ein Zeichen für die Toleranz zwischen den Religionen in Tansania.
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Samstag, 8. Dezember 2012
BACCA shule macht Ferien
rudorothaus, 08:08h
Weihnachten ist nah, und keine Spur von Schnee hier. Der Planet sticht jeden Tag, als gelte es 1000 Photovoltaikdächer zu besonnen. Ausgerechnet hier gibt es aber so gut wie keine. Die verbreitetste Energiequelle ist nach wie vor Holzkohle. So schädlich das ist: ein trauliches Licht erzeugt sie durchaus in der Dunkelheit. Richtige Adventsstimmung mag trotzdem nicht aufkommen, auch wenn hier Ende dieser Woche die Schulferien beginnen.
Jetzt ist Ende des Schuljahres, heute war die Entlassfeier für ein Drittel unserer 150 Schüler, die an primary schools übergehen.
Heute nicht mehr in Schulkleidung = als Abgänger herausgeputzt.
Dazu sind auch die Eltern und Verwandten gekommen. Festessen in Form von Reis mit Gemüse-/Kokossoße wurde gestern in unserer Makutihütte schon vorbereitet.Die Kinder erhalten zur Feier des Tages das Brunnenwasser mit Sirup gesüßt. Sie haben auch ein paar Aufführungen eingeübt und haben das Kinderlied „Ein kleiner Matrose“ zum Besten gegeben, das wir seit Wochen zusammen gesungen hatten. Wegen der begleitenden Gestensprache ist das Lied ein Renner bei den Kindern.
Bei so viel Andrang können den starker letzter Auftritt für BACCA gar nicht alle sehen.
Den Ernst der Sache zeigten dann Urkunden, in denen die Leistungen der Kinder dokumentiert sind. Dazu waren diese Woche Prüfungsbögen mit durchaus anspruchsvollen Aufgaben auszufüllen gewesen. Ich staune immer wieder, was diese kleinen Kinder schon an Wissen haben.
Abduli im vollen Ornat, mit der stolzen Verwandtschaft
Die obere Hälfte von ihnen ist weiter als die untere bei uns nach der zweiten Grundschulklasse.
Zum neuen Schuljahr ab Mitte Januar sollen keine Kinder aufgenommen werden. 100 Kinder sind immer noch genug für zwei Lehrerinnen! Die dritte ist vor einem halben Jahr abgesprungen, nachdem monatelang keine Löhne bezahlt werden konnten. Auch bei anderen Dienstposten hatte es aus diesem Grund Wechsel gegeben.
Seit Herbst war eine Lohnzahlung dank einiger Spenden fast vollständig möglich. Der Dezember ist noch ungesichert, aber wir hoffen gerade in diesem Monat noch auf den Eingang einiger Spenden.
Zur Erinnerung: das deutsche Spendenkonto hat die Nummer 19865410 bei der HypoVereinsbank, BLZ 850 200 86.
Die Löhne sind bei BACCA seit drei Jahren nicht angehoben worden. Das hat zu einem schmerzhaften Kaufkraftverlust geführt, denn die Inflation hat in diesem Jahr bis zu 20% betragen und war zuvor teilweise sogar höher. Darum sollen die Löhne ab Januar linear um 33 Prozent angehoben werden. Die Lohnsumme wird dann monatlich bei 573.000 Schilling liegen.
Dies entspricht etwa dem Wert von 286 Euro und klingt nach wenig. Aber BACCA ist ganz auf Spenden angewiesen, und noch ist völlig ungewiss, was im Laufe des Jahres hereinkommt. Im jetzt zu Ende gehenden Jahr wurden die noch kleineren Lohnkosten zu gut der Hälfte durch Spenden aus der Schweiz gedeckt, ein kleinerer Betrag durch die East Africa Foundation in New York, der Rest über das deutsche Spendenkonto und von mir. Die Amerikaner stellten über einen Mittelsmann auch das Material für die Schulspeisung und einige Lernmittel zur Verfügung.
Im Januar, zum Schuljahresbeginn, werden besonders viele Spendeneinnahmen gebraucht. Für die verbleibenden 100 Kinder muss Ersatz beschafft werden für die abgetragene Schulkleidung. Hefte und Stifte stehen an, und sehr wünschenswert wäre es, der allerbedürftigsten Hälfte der 50 Abgänger eine Erstausstattung für die Primarschule zu geben. Die Kosten dafür betragen alles in allem knapp 750 Euro. Spenden sind auch dafür nötig und sehr willkommen.
Neben den laufenden Ausgaben sollten die Klassenräume renoviert und als Lärmschutz Zimmerdecken eingebaut werden. Darüber hinaus wäre die Fertigstellung des begonnenen Anbaus und damit eines dritten Klassenzimmers sehr wünschenswert. Ersatzbeschaffungen sind fällig bei Lehrmitteln, aber auch bei Koch- und Essgeschirr und bei Reinigungswerkzeugen. Schließlich wollen wir an 4 Plätzen in Bagamoyo Informationskästen aufstellen = zur eigenen Mitgliederwerbung, aber auch zur Vermietung kleiner Werbeflächen, zum Beispiel an Gewerbetreibende. Ein Informations- und Werbemedium dieser oder auch anderer Art gibt es bislang nicht in Bagamoyo. Für all diese Investitionen will ich gezielte Förderanträge stellen bei deutschen Hilfsorganisationen und hoffe auf Zustimmung.
Jetzt ist Ende des Schuljahres, heute war die Entlassfeier für ein Drittel unserer 150 Schüler, die an primary schools übergehen.
Heute nicht mehr in Schulkleidung = als Abgänger herausgeputzt.
Dazu sind auch die Eltern und Verwandten gekommen. Festessen in Form von Reis mit Gemüse-/Kokossoße wurde gestern in unserer Makutihütte schon vorbereitet.Die Kinder erhalten zur Feier des Tages das Brunnenwasser mit Sirup gesüßt. Sie haben auch ein paar Aufführungen eingeübt und haben das Kinderlied „Ein kleiner Matrose“ zum Besten gegeben, das wir seit Wochen zusammen gesungen hatten. Wegen der begleitenden Gestensprache ist das Lied ein Renner bei den Kindern.
Bei so viel Andrang können den starker letzter Auftritt für BACCA gar nicht alle sehen.
Den Ernst der Sache zeigten dann Urkunden, in denen die Leistungen der Kinder dokumentiert sind. Dazu waren diese Woche Prüfungsbögen mit durchaus anspruchsvollen Aufgaben auszufüllen gewesen. Ich staune immer wieder, was diese kleinen Kinder schon an Wissen haben.
Abduli im vollen Ornat, mit der stolzen Verwandtschaft
Die obere Hälfte von ihnen ist weiter als die untere bei uns nach der zweiten Grundschulklasse.
Zum neuen Schuljahr ab Mitte Januar sollen keine Kinder aufgenommen werden. 100 Kinder sind immer noch genug für zwei Lehrerinnen! Die dritte ist vor einem halben Jahr abgesprungen, nachdem monatelang keine Löhne bezahlt werden konnten. Auch bei anderen Dienstposten hatte es aus diesem Grund Wechsel gegeben.
Seit Herbst war eine Lohnzahlung dank einiger Spenden fast vollständig möglich. Der Dezember ist noch ungesichert, aber wir hoffen gerade in diesem Monat noch auf den Eingang einiger Spenden.
Zur Erinnerung: das deutsche Spendenkonto hat die Nummer 19865410 bei der HypoVereinsbank, BLZ 850 200 86.
Die Löhne sind bei BACCA seit drei Jahren nicht angehoben worden. Das hat zu einem schmerzhaften Kaufkraftverlust geführt, denn die Inflation hat in diesem Jahr bis zu 20% betragen und war zuvor teilweise sogar höher. Darum sollen die Löhne ab Januar linear um 33 Prozent angehoben werden. Die Lohnsumme wird dann monatlich bei 573.000 Schilling liegen.
Dies entspricht etwa dem Wert von 286 Euro und klingt nach wenig. Aber BACCA ist ganz auf Spenden angewiesen, und noch ist völlig ungewiss, was im Laufe des Jahres hereinkommt. Im jetzt zu Ende gehenden Jahr wurden die noch kleineren Lohnkosten zu gut der Hälfte durch Spenden aus der Schweiz gedeckt, ein kleinerer Betrag durch die East Africa Foundation in New York, der Rest über das deutsche Spendenkonto und von mir. Die Amerikaner stellten über einen Mittelsmann auch das Material für die Schulspeisung und einige Lernmittel zur Verfügung.
Im Januar, zum Schuljahresbeginn, werden besonders viele Spendeneinnahmen gebraucht. Für die verbleibenden 100 Kinder muss Ersatz beschafft werden für die abgetragene Schulkleidung. Hefte und Stifte stehen an, und sehr wünschenswert wäre es, der allerbedürftigsten Hälfte der 50 Abgänger eine Erstausstattung für die Primarschule zu geben. Die Kosten dafür betragen alles in allem knapp 750 Euro. Spenden sind auch dafür nötig und sehr willkommen.
Neben den laufenden Ausgaben sollten die Klassenräume renoviert und als Lärmschutz Zimmerdecken eingebaut werden. Darüber hinaus wäre die Fertigstellung des begonnenen Anbaus und damit eines dritten Klassenzimmers sehr wünschenswert. Ersatzbeschaffungen sind fällig bei Lehrmitteln, aber auch bei Koch- und Essgeschirr und bei Reinigungswerkzeugen. Schließlich wollen wir an 4 Plätzen in Bagamoyo Informationskästen aufstellen = zur eigenen Mitgliederwerbung, aber auch zur Vermietung kleiner Werbeflächen, zum Beispiel an Gewerbetreibende. Ein Informations- und Werbemedium dieser oder auch anderer Art gibt es bislang nicht in Bagamoyo. Für all diese Investitionen will ich gezielte Förderanträge stellen bei deutschen Hilfsorganisationen und hoffe auf Zustimmung.
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Mittwoch, 28. November 2012
Leben unter Taliban
rudorothaus, 21:06h
Meinem Schreiner, von dem ich weiß, dass er auch regelmäßig in der Moschee betet, habe ich heute von meinem Umzug berichtet und erzählt, dass ich jetzt unter anderen mit einer voll verschleierten Frau auf einem Grundstück lebe, deren Mann wohl auch streng gläubig ist. Er mahnte mich zur Wachsamkeit – nicht dass der womöglich gar ein Taliban wäre. Ernst meinen konnte er das nicht, dafür weiß ich zu gut, dass Ostafrika an der Küste zum Indischen Ozean zwar muslimisch geprägt ist, dass Fundamentalisten hier aber hier in Tansania eher nicht auftreten. Im Gegenteil: die Gesellschaft lebt außerordentlich friedlich zusammen, sowohl was die verschiedenen Religionen betrifft, als auch unter den vielen verschiedenen Ethnien. Im Gegensatz zu allen Nachbarländern kam es seit der Unabhängigkeit Anfang der 60-er Jahre hier nie zu Gewalttätigkeiten.
Makokos Bemerkung über Taliban hatte ich zwar gleich als Scherz erkannt, aber sie hat mich doch betroffen gemacht und beschämt. Sie machte mir deutlich, dass ich solch voll verschleierte Frauen in den letzten Jahren als bedrohlich empfunden habe. Da haben die Medienbilder anscheinend gewirkt und ein neues Vorurteil in meinen alten Hinterkopf eingepflanzt. Ich erinnere mich: als ich vor rund 20 Jahren in Dubai die ersten voll verschleierten und sogar mit schwarzen Spitzenhandschuhen ausgestatteten Frauen gesehen hatte, habe ich diesen Anblick vor allem als exotisch empfunden.
Makoko ist mein Schreiner, weil in seiner Werkstatt schon Verschiedenes für mich gemacht wurde, 100 Klemmbretter als Schreibunterlage für die BACCA-Schüler zugesägt und geschliffen etwa und vor allem mein Spätzlesbrett. Aus Edelholz, mit ergonomischem Handgriff und spitz auslaufend. Zudem verstehe ich mich sehr gut mit ihm; er spricht ausgezeichnet Englisch. Die Werkstatt ist für hiesige Verhältnisse gut ausgestattet. Sogar eine Hobelmaschine ist vorhanden. Die meisten Schreiner müssen ohne Maschinen auskommen, und die Handwerkzeuge sind auch rar und von minderer Qualität. Dem entsprechend sehen ihre Möbel aus. Einen handwerklich gekonnten und und halbwegs bequemen Stuhl zu bekommen, ist in Bagamoyo nicht möglich. Von anspruchsvolleren Möbeln ganz zu schweigen. Mir egal, mein Häuschen ist voll ausgestattet.
Die neuen Klemmbretter im Einatz. Leider sind die metallenen Klemmbügel nicht zu sehen - eine Spende von Moog & Langenscheidt GmbH.
Der Schreiner soll im Frühjahr Informations-Schaukästen für BACCA anfertigen, die wir an vier Stellen in Bagamoyo aufstellen wollen, wenn wir genügend Spenden erreichen. So hoffen wir Mitglieder für den Verein zu gewinnen und können durch die Vermietung von kleinen Flächen ein Einkommen erzielen. Eine Zeitung oder ein anderes Informations- und Werbemedium gibt es hier nicht, und Bedarf besteht nach der Einschätzung vieler.
Makokos Bemerkung über Taliban hatte ich zwar gleich als Scherz erkannt, aber sie hat mich doch betroffen gemacht und beschämt. Sie machte mir deutlich, dass ich solch voll verschleierte Frauen in den letzten Jahren als bedrohlich empfunden habe. Da haben die Medienbilder anscheinend gewirkt und ein neues Vorurteil in meinen alten Hinterkopf eingepflanzt. Ich erinnere mich: als ich vor rund 20 Jahren in Dubai die ersten voll verschleierten und sogar mit schwarzen Spitzenhandschuhen ausgestatteten Frauen gesehen hatte, habe ich diesen Anblick vor allem als exotisch empfunden.
Makoko ist mein Schreiner, weil in seiner Werkstatt schon Verschiedenes für mich gemacht wurde, 100 Klemmbretter als Schreibunterlage für die BACCA-Schüler zugesägt und geschliffen etwa und vor allem mein Spätzlesbrett. Aus Edelholz, mit ergonomischem Handgriff und spitz auslaufend. Zudem verstehe ich mich sehr gut mit ihm; er spricht ausgezeichnet Englisch. Die Werkstatt ist für hiesige Verhältnisse gut ausgestattet. Sogar eine Hobelmaschine ist vorhanden. Die meisten Schreiner müssen ohne Maschinen auskommen, und die Handwerkzeuge sind auch rar und von minderer Qualität. Dem entsprechend sehen ihre Möbel aus. Einen handwerklich gekonnten und und halbwegs bequemen Stuhl zu bekommen, ist in Bagamoyo nicht möglich. Von anspruchsvolleren Möbeln ganz zu schweigen. Mir egal, mein Häuschen ist voll ausgestattet.
Die neuen Klemmbretter im Einatz. Leider sind die metallenen Klemmbügel nicht zu sehen - eine Spende von Moog & Langenscheidt GmbH.
Der Schreiner soll im Frühjahr Informations-Schaukästen für BACCA anfertigen, die wir an vier Stellen in Bagamoyo aufstellen wollen, wenn wir genügend Spenden erreichen. So hoffen wir Mitglieder für den Verein zu gewinnen und können durch die Vermietung von kleinen Flächen ein Einkommen erzielen. Eine Zeitung oder ein anderes Informations- und Werbemedium gibt es hier nicht, und Bedarf besteht nach der Einschätzung vieler.
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Sonntag, 25. November 2012
Geschafft!
rudorothaus, 20:50h
Gestern bin ich umgezogen von der lauten Umgebung am Westrand Bagamoyos in ein Häuschen in Strandnähe, recht nahe beim Bagamoyo College of Arts, Tasuba. Das Lauteste hier ist bisher der morgendliche Hahnenschei. Mit dem aber kann ich gut leben, und ihm könnte ich im ganzen Städtchen kaum ausweichen. Schon den zweiten Abend sitze ich in der abendlichen kühlen Brise auf meiner Terrasse vor dem Haus. Sie ist nach Westen ausgerichtet, und heute Morgen zum Frühstück um sieben Uhr heizte mir schon die Sonne derart ein, dass ich eine Verschattung basteln musste. Zwei riesenhafte Schmetterlinge führten ihren lebhaften Tanz um einen bunten Bougainvillea-Busch auf, eine durchaus akzeptable Alternative zur Morgenzeitung. Aus Bougainvillea führt drei Meter neben der Terrasse ein ganzes Hecken-Blütenmeer entlang, und auch mit allerlei Bäumen ist das große Grundstück abwechslungsreich bewachsen. Das Haus der Eigentümerfamilie steht 20 m entfernt. Der Sohn der alten Dame ist ein anscheinend strenggläubiger Muslim, seine Frau ist bis auf Sehschlitze verschleiert. Ich komme bisher gut klar mit den Leuten, Mutter wie Sohn sprechen ungewöhnlich gut Englisch. Damit ich keinen Anstoß errege, wenn ich mal mit kurzer Hose oder gar nacktem Oberkörper draußen sitzen will, lasse ich mir auf zwei Seiten des Freisitzes feste Spanische Wände aus verflochtenen Palmblättern aufrichten. Der Makuti-Fundi war heute schon hier und hat das Material gebracht. Morgen wird gebaut.
Drinnen im Häuschen sieht es noch aus wie Kraut und Rüben. So richtig saubergemacht hat wohl schon lange keiner mehr. Darum habe ich heute eine Putzhilfe kommen lassen, und weil sie offensichtlich abweichende Sauberkeitsvorstellungen hatte als ich, musste ich auch kräftig hinlangen, Schränke und Schubladen ausputzen und den versifften Herd scheuern. Eingeräumt wird dann morgen, denn um vier war BACCA-Boardmeeting. Pünktlich war allerdings außer mir nur die Schulleiterin. Als ich nach einem Imbiss unterwegs um sieben heimkam, war es Nacht.
Der Umzug war wenig vorbereitet, weil ich bis Donnerstagabend für ein paar Tage verreist war, nach Arusha und Lushoto im hohen Norden Tansanias. Wenn ich gewusst hätte, wie sehr mich mein quallenvergiftetes linkes Bein noch plagen würde, hätte ich die Reise verschoben. So waren die insgesamt rund 25 Stunden Busreise, davon mehr als die Hälfte in überfüllten Klapperkisten, alles andere als vergnüglich. Wenn möglich, werde ich zukünftig nur noch mit der Firma „Dar Express“ fahren. Mit dieser Fahrt war ich wirklich zufrieden, und der gute Bus mit Service ist kaum teurer als die wandelnden Schrottbüchsen anderer Anbieter, die zudem an jedem Misthaufen anhalten. Im übertragenen Sinne, denn Ställe gibt es hier nicht, und darum auch keine Misthaufen. Für die 650 km lange elfstündige Fahrt mit Dar Express von Daressalam nach Arusha zahlte ich 30.000 Schilling, für die 320 km Fahrt nach Lushoto dann 15.000 Schilling, und für die Rückfahrt von dort nach Daressalam noch einmal 15.000 Schilling.
Schier endlose Sisalplantagen vor den Usambarabergen, viele -zig Quadratkilometer.
Mit meinem schmerzenden Bein vermisste ich sehr, dass ich meine Beinstellung in den voll gestellten Bussen kaum ändern konnte. Weil ich sowohl in Arusha wie auch in Lushoto noch Antibiotika-Spritzen brauchte, verbrachte ich eine Menge meiner Reisezeit mit dem Warten auf die Behandlung. Angenehm ist es nicht gerade, wenn man ein Schnapsglas voll Medizin in die Vene gepumpt bekommt. Glücklicherweise fand ich an beiden Orten andere Behandlungsorte als die staatlichen Hospitäler. Die hygienischen Zustände am Bagamoyo Hospital sind hart an meiner Schmerzgrenze, aber im Mount Meru Hospital in Arusha war sie weit überschritten. Da flüchtete ich sofort und ließ mir Tags darauf an der Aga Khan Tagesklinik die Spritze geben. Die Klinik hat europäischen Standard, und mit Fünfzehntausend TSh war die Untersuchung und Behandlung nicht überbezahlt. In Lushoto suchte ich von vornherein die dortige private Arztpraxis auf. Arztgespräch und Spritze durch die kompetente Helferin kosteten dort 5.000 TSh. Diese ältere Frau war vor Jahren auch schon in Stuttgart und insgesamt 4-mal in Deutschland, immer auch in der damaligen DDR. Zu Julius Nyereres Zeiten träumte man ja noch vom Wohlstand für alle und pflegte die Freundschaft mit sozialistischen Bruderstaaten.
Die insgesamt sechs Spritzen haben gewirkt. Seit Donnerstag ist mein Bein nach fast vier Wochen Plage nicht mehr geschwollen, und die tiefe Wunde durch die Vergiftung ist am Ausheilen.
Drinnen im Häuschen sieht es noch aus wie Kraut und Rüben. So richtig saubergemacht hat wohl schon lange keiner mehr. Darum habe ich heute eine Putzhilfe kommen lassen, und weil sie offensichtlich abweichende Sauberkeitsvorstellungen hatte als ich, musste ich auch kräftig hinlangen, Schränke und Schubladen ausputzen und den versifften Herd scheuern. Eingeräumt wird dann morgen, denn um vier war BACCA-Boardmeeting. Pünktlich war allerdings außer mir nur die Schulleiterin. Als ich nach einem Imbiss unterwegs um sieben heimkam, war es Nacht.
Der Umzug war wenig vorbereitet, weil ich bis Donnerstagabend für ein paar Tage verreist war, nach Arusha und Lushoto im hohen Norden Tansanias. Wenn ich gewusst hätte, wie sehr mich mein quallenvergiftetes linkes Bein noch plagen würde, hätte ich die Reise verschoben. So waren die insgesamt rund 25 Stunden Busreise, davon mehr als die Hälfte in überfüllten Klapperkisten, alles andere als vergnüglich. Wenn möglich, werde ich zukünftig nur noch mit der Firma „Dar Express“ fahren. Mit dieser Fahrt war ich wirklich zufrieden, und der gute Bus mit Service ist kaum teurer als die wandelnden Schrottbüchsen anderer Anbieter, die zudem an jedem Misthaufen anhalten. Im übertragenen Sinne, denn Ställe gibt es hier nicht, und darum auch keine Misthaufen. Für die 650 km lange elfstündige Fahrt mit Dar Express von Daressalam nach Arusha zahlte ich 30.000 Schilling, für die 320 km Fahrt nach Lushoto dann 15.000 Schilling, und für die Rückfahrt von dort nach Daressalam noch einmal 15.000 Schilling.
Schier endlose Sisalplantagen vor den Usambarabergen, viele -zig Quadratkilometer.
Mit meinem schmerzenden Bein vermisste ich sehr, dass ich meine Beinstellung in den voll gestellten Bussen kaum ändern konnte. Weil ich sowohl in Arusha wie auch in Lushoto noch Antibiotika-Spritzen brauchte, verbrachte ich eine Menge meiner Reisezeit mit dem Warten auf die Behandlung. Angenehm ist es nicht gerade, wenn man ein Schnapsglas voll Medizin in die Vene gepumpt bekommt. Glücklicherweise fand ich an beiden Orten andere Behandlungsorte als die staatlichen Hospitäler. Die hygienischen Zustände am Bagamoyo Hospital sind hart an meiner Schmerzgrenze, aber im Mount Meru Hospital in Arusha war sie weit überschritten. Da flüchtete ich sofort und ließ mir Tags darauf an der Aga Khan Tagesklinik die Spritze geben. Die Klinik hat europäischen Standard, und mit Fünfzehntausend TSh war die Untersuchung und Behandlung nicht überbezahlt. In Lushoto suchte ich von vornherein die dortige private Arztpraxis auf. Arztgespräch und Spritze durch die kompetente Helferin kosteten dort 5.000 TSh. Diese ältere Frau war vor Jahren auch schon in Stuttgart und insgesamt 4-mal in Deutschland, immer auch in der damaligen DDR. Zu Julius Nyereres Zeiten träumte man ja noch vom Wohlstand für alle und pflegte die Freundschaft mit sozialistischen Bruderstaaten.
Die insgesamt sechs Spritzen haben gewirkt. Seit Donnerstag ist mein Bein nach fast vier Wochen Plage nicht mehr geschwollen, und die tiefe Wunde durch die Vergiftung ist am Ausheilen.
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Montag, 12. November 2012
Der Wolf in mir
rudorothaus, 23:37h
Wenn man hier unverhofft von Marlene aus der Aalener Heimatsmühle wieder so eine Fleischmail kriegt (Charolais Weiderind aus ökologischer Tierhaltung, 10 kg-Paket gut abgehangenes Fleisch mit 2 Rostbraten, 2 Steaks. 4 Rouladen, 3 kg Braten, 2 kg Siedfleisch, 2 kg Hackfleisch und 1,5 kg Knochen), dann kann einem alten Carnivore schon das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Von gut abgehangenem Fleisch, gar fachgerecht zu Rostbraten geschnitten oder zu Bratenstücken zerlegt, kann man hier nur träumen.
Metzgereien gibt es zwar mehrere um den Markt herum, aber das Fleisch ist dort mangels Kühlmöglichkeiten weder abgehangen, noch ist es mangels Fachkenntnissen der „Fleischer“ und mangels passendem Werkzeug auch nur hallbwegs sauber zerlegt. Vielmehr machen sich die Metzger über ihr Fleisch her, als gelte es einen Feind in Stücke zu hauen. Kreuz und quer wird da gesäbelt, und was sich sperrt, wird mit der Axt traktiert. Kein Stück ist zu haben, an oder in dem sich nicht irgendwelche Knochensplitter finden. Weiterverarbeitung von Fleisch findet nicht statt, und das ist gut so. Unter den herrschenden hygienischen Mißständen fängt man mit Hackfleisch oder gar Wurst besser gar nicht erst an.
Besser ist man dran mit Federvieh. Wir stehen in Bagamoyo nicht auf Wiesenhof-Plastikhähnchen, sondern können uns aus Käfigen das passende Huhn aussuchen. Das wird an Ort und Stelle geschlachtet, gerupft und ausgenommen. Da muss ja auch nichts abhängen, der Einkauf darf gleich daheim in den warmen Topf.
So stopft man sich den Wanst voll, heute mit Ugali (Maisbrei) und außergewöhnlich vielen Fleischbrocken mit Soße. Eine richtige Luxusmahlzeit!
Von gut abgehangenem Fleisch, gar fachgerecht zu Rostbraten geschnitten oder zu Bratenstücken zerlegt, kann man hier nur träumen.
Metzgereien gibt es zwar mehrere um den Markt herum, aber das Fleisch ist dort mangels Kühlmöglichkeiten weder abgehangen, noch ist es mangels Fachkenntnissen der „Fleischer“ und mangels passendem Werkzeug auch nur hallbwegs sauber zerlegt. Vielmehr machen sich die Metzger über ihr Fleisch her, als gelte es einen Feind in Stücke zu hauen. Kreuz und quer wird da gesäbelt, und was sich sperrt, wird mit der Axt traktiert. Kein Stück ist zu haben, an oder in dem sich nicht irgendwelche Knochensplitter finden. Weiterverarbeitung von Fleisch findet nicht statt, und das ist gut so. Unter den herrschenden hygienischen Mißständen fängt man mit Hackfleisch oder gar Wurst besser gar nicht erst an.
Besser ist man dran mit Federvieh. Wir stehen in Bagamoyo nicht auf Wiesenhof-Plastikhähnchen, sondern können uns aus Käfigen das passende Huhn aussuchen. Das wird an Ort und Stelle geschlachtet, gerupft und ausgenommen. Da muss ja auch nichts abhängen, der Einkauf darf gleich daheim in den warmen Topf.
So stopft man sich den Wanst voll, heute mit Ugali (Maisbrei) und außergewöhnlich vielen Fleischbrocken mit Soße. Eine richtige Luxusmahlzeit!
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