Sonntag, 17. Februar 2013
Es geht weiter
rudorothaus, 20:53h
Besondere Ereignisse, teils sehr angenehmer, teilweise aber auch sehr schmerzlicher Art, haben mich einen Monat lang am Berichten gehindert.
Die Notkasse zur Unterstützung ehemaliger BACCA-Kinder hat nicht lange ausgereicht. Gleich am Tag nach dem Vorfall mit Josip erfuhr ich, dass ein im Dezember bei BACCA ausgeschiedenes Mädchen deswegen jeden Morgen in unserer Schule war, weil ihre Familie die Aufnahmegebühr von 22.000 Schillling an der staatlichen Grundschule nicht aufbringen konnte. Dafür hatten wir ja nun einen kleinen Fonds. Der wurde bei der am Sonntag folgenden Sitzung des BACCA-Vorstands gleich auf 200.000 Schilling aufgestockt, denn bei der Hauptlehrerin Editha hatten sich weitere ehemalige BACCA-Schüler gemeldet, die eine kleine finanzielle Hilfe brauchten.
Um einen etwas größeren Betrag, nämlich um die Jahres-Schulgebühren einer sehr preisgünstigen Secondary School in Höhe von 105.000 Schilling, ging es bei Salama, einer BACCA-Absolventin des allerersten Jahrgangs. Sie hat inzwischen auch die siebenjährige Volksschule sehr gut und daher mit einer Empfehlung zum Weitermachen an der Secondary School abgeschlossen. Ihre Mutter ist aber seit ein paar Jahren Witwe, ohne eigenes Einkommen. Schulgebühren in solcher Höhe sind für sie unbezahlbar. Vielleicht finde ich noch Spender für solche Fälle. Es ist nur konsequent, ehemaligen BACCA-Schülern das Weiterkommen im Bildungssystem zu ermöglichen – aber eine Förderung sollte zuverlässig erfolgen, über alle vier Jahre der O-Level-Stufe (Kollegreife) und im besten Fall der anschließenden A-Level-Stufe über zwei Jahre (Universitätsreife). Weil das Schuljahr aber bereits angefangen hatte, zahlte ich zu Lasten des Spendenkontos die gut 50 Euro für das erste Jahr. Vielleicht findet sich noch ein persönlicher Spender, der Salama in ihrer Schullaufbahn unterstützen will.
Salama (15), BACCA-Schülerin der ersten Stunde, besucht seit Januar die Secondary school und hat dank ihres Fleißes und ihrer Intelligenz gute Chancen, im Leben etwas zu erreichen.
Zum neuen Schuljahr ab Januar trat an der BACCA-Schule eine wichtige Neuerung in Kraft: zum ersten Mal in der Schulgeschichte wurde ein Elternbeitrag eingeführt. Die Eltern von BACCA-Kindern sollen künftig einen Kostenbeitrag von 15.000 Schilling pro Halbjahr zahlen. Üblich für Vorschulen sind Schulgebühren von 15.000 bis 20.000 Schilling – im Monat. Der Beitrag für die armen Familien bei BACCA bleibt also bescheiden. Er wird aber gebraucht, um wenigstens einen Teil der Kosten durch eigenen Einnahmen zu decken.
Eltern bzw. im Fall von Waisen die betreuenden Angehörigen, die den Beitrag absolut nicht aufbringen können – und davon wird es bei BACCA einige geben – können auf Antrag vom Elternbeitrag befreit werden. Sie sollen dafür bei BACCA Arbeitsstunden leisten, wenn passende Arbeiten anstehen.
Der neue Beitrag wurde im Januar im Rahmen einer Elternversammlung bekannt gegeben und mt den Eltern diskutiert.
Elternversammlung an der BACCA-Schule
Die Notkasse zur Unterstützung ehemaliger BACCA-Kinder hat nicht lange ausgereicht. Gleich am Tag nach dem Vorfall mit Josip erfuhr ich, dass ein im Dezember bei BACCA ausgeschiedenes Mädchen deswegen jeden Morgen in unserer Schule war, weil ihre Familie die Aufnahmegebühr von 22.000 Schillling an der staatlichen Grundschule nicht aufbringen konnte. Dafür hatten wir ja nun einen kleinen Fonds. Der wurde bei der am Sonntag folgenden Sitzung des BACCA-Vorstands gleich auf 200.000 Schilling aufgestockt, denn bei der Hauptlehrerin Editha hatten sich weitere ehemalige BACCA-Schüler gemeldet, die eine kleine finanzielle Hilfe brauchten.
Um einen etwas größeren Betrag, nämlich um die Jahres-Schulgebühren einer sehr preisgünstigen Secondary School in Höhe von 105.000 Schilling, ging es bei Salama, einer BACCA-Absolventin des allerersten Jahrgangs. Sie hat inzwischen auch die siebenjährige Volksschule sehr gut und daher mit einer Empfehlung zum Weitermachen an der Secondary School abgeschlossen. Ihre Mutter ist aber seit ein paar Jahren Witwe, ohne eigenes Einkommen. Schulgebühren in solcher Höhe sind für sie unbezahlbar. Vielleicht finde ich noch Spender für solche Fälle. Es ist nur konsequent, ehemaligen BACCA-Schülern das Weiterkommen im Bildungssystem zu ermöglichen – aber eine Förderung sollte zuverlässig erfolgen, über alle vier Jahre der O-Level-Stufe (Kollegreife) und im besten Fall der anschließenden A-Level-Stufe über zwei Jahre (Universitätsreife). Weil das Schuljahr aber bereits angefangen hatte, zahlte ich zu Lasten des Spendenkontos die gut 50 Euro für das erste Jahr. Vielleicht findet sich noch ein persönlicher Spender, der Salama in ihrer Schullaufbahn unterstützen will.
Salama (15), BACCA-Schülerin der ersten Stunde, besucht seit Januar die Secondary school und hat dank ihres Fleißes und ihrer Intelligenz gute Chancen, im Leben etwas zu erreichen.
Zum neuen Schuljahr ab Januar trat an der BACCA-Schule eine wichtige Neuerung in Kraft: zum ersten Mal in der Schulgeschichte wurde ein Elternbeitrag eingeführt. Die Eltern von BACCA-Kindern sollen künftig einen Kostenbeitrag von 15.000 Schilling pro Halbjahr zahlen. Üblich für Vorschulen sind Schulgebühren von 15.000 bis 20.000 Schilling – im Monat. Der Beitrag für die armen Familien bei BACCA bleibt also bescheiden. Er wird aber gebraucht, um wenigstens einen Teil der Kosten durch eigenen Einnahmen zu decken.
Eltern bzw. im Fall von Waisen die betreuenden Angehörigen, die den Beitrag absolut nicht aufbringen können – und davon wird es bei BACCA einige geben – können auf Antrag vom Elternbeitrag befreit werden. Sie sollen dafür bei BACCA Arbeitsstunden leisten, wenn passende Arbeiten anstehen.
Der neue Beitrag wurde im Januar im Rahmen einer Elternversammlung bekannt gegeben und mt den Eltern diskutiert.
Elternversammlung an der BACCA-Schule
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Mittwoch, 16. Januar 2013
Ohne Schuhe keine Schule!
rudorothaus, 22:36h
Lehrerin Editha ist offenkundig sehr beliebt bei ihren Zöglingen. Es vergeht kaum ein Schultag, an dem nicht ehemalige BACCA-Schüler gegen Ende des Vormittags zu Besuch kommen. Diese Schüler der 1., 2. und 3. Klassen von Primary Schools, um die es sich dabei überwiegend handelt, haben anscheinend immer wieder mal früher Unterrichtsschluss und kommen aus Anhänglichkeit noch eine Weile her. Die nächste Primary School ist einen guten Kilometer entfernt, es geht also nicht nur um einen kurzen Gang um die Ecke. Die Volksschulkinder beteiligen sich dann am Unterricht, spitzen Bleistifte oder machen sich beim Singen und Tanzen als Hilfslehrer nützlich.
Heute war größerer Junge schon morgens vor zehn bei uns und suchte offensichtlich nach Beschäftigung. Nach kurzem holte er die billige, wenig taugliche Ballpumpe aus dem Lagerraum und versuchte sein Glück mit ein paar schlaffen Bällen, bei den meisten trotz fleißigen Bemühens ohne Erfolg. Ein paar gute Bälle gehören zu den Dingen, die wirklich fehlen hier.
Der Junge trug auffällig verdreckte Sachen, war barfuß und hat es als Sonderling bestimmt nicht leicht: er ist ein Albino. Josip ist ein ehemaliger BACCA-Schüler, jetzt in der 5. Volksschulklasse. Als ich ihn fragte, warum er nicht in der Schule ist, stellte sich heraus: wegen der fehlenden Schuhe. Der Lehrer habe ihn am Montag weggeschickt, weil er keine Schuhe hatte. Er müsse jetzt warten, bis ihm seine Eltern Schuhe kaufen können.
Josip, ein aufgeweckter Bursche, aber ohne Schuhe.
Das kann ja nicht wahr sein! Mein erster Impuls war, an seine Schule zu gehen und Krach zu schlagen. Beim zweiten Nachdenken wurde mir klar, dass ich nicht hopplahopp verkorkste Einstellungen verändern kann. Ich gab Editha ausreichend Geld, umgerechnet zehn Euro, um nach Schulschluss für Josip Schuhe kaufen zu können.
Nach dem dritten Nachdenken holte ich später weitere 80.000 Schilling, 40 Euro, und übergab sie als Spende an die BACCA-Schatzmeisterin. Damit soll ein Grundstock zu einer Notkasse für solche Fälle geschaffen werden. Ehemalige BACCA-Kinder sollten nicht vom Schulbesuch ausgeschlossen sein, weil es an einer materiellen Kleinigkeit fehlt!
Das deutsche Spendenkonto erlaubt so viel Großzügigkeit.
Heute war größerer Junge schon morgens vor zehn bei uns und suchte offensichtlich nach Beschäftigung. Nach kurzem holte er die billige, wenig taugliche Ballpumpe aus dem Lagerraum und versuchte sein Glück mit ein paar schlaffen Bällen, bei den meisten trotz fleißigen Bemühens ohne Erfolg. Ein paar gute Bälle gehören zu den Dingen, die wirklich fehlen hier.
Der Junge trug auffällig verdreckte Sachen, war barfuß und hat es als Sonderling bestimmt nicht leicht: er ist ein Albino. Josip ist ein ehemaliger BACCA-Schüler, jetzt in der 5. Volksschulklasse. Als ich ihn fragte, warum er nicht in der Schule ist, stellte sich heraus: wegen der fehlenden Schuhe. Der Lehrer habe ihn am Montag weggeschickt, weil er keine Schuhe hatte. Er müsse jetzt warten, bis ihm seine Eltern Schuhe kaufen können.
Josip, ein aufgeweckter Bursche, aber ohne Schuhe.
Das kann ja nicht wahr sein! Mein erster Impuls war, an seine Schule zu gehen und Krach zu schlagen. Beim zweiten Nachdenken wurde mir klar, dass ich nicht hopplahopp verkorkste Einstellungen verändern kann. Ich gab Editha ausreichend Geld, umgerechnet zehn Euro, um nach Schulschluss für Josip Schuhe kaufen zu können.
Nach dem dritten Nachdenken holte ich später weitere 80.000 Schilling, 40 Euro, und übergab sie als Spende an die BACCA-Schatzmeisterin. Damit soll ein Grundstock zu einer Notkasse für solche Fälle geschaffen werden. Ehemalige BACCA-Kinder sollten nicht vom Schulbesuch ausgeschlossen sein, weil es an einer materiellen Kleinigkeit fehlt!
Das deutsche Spendenkonto erlaubt so viel Großzügigkeit.
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Sonntag, 6. Januar 2013
Spätzle, Sonderklasse
rudorothaus, 21:17h
Hirsemehl wird man eher nicht beim Aldi kriegen – im großen Edeka-Markt aber vermutlich sehr wohl. Hier in Ostafrika ist Hirse längst kein Grundnahrungsmittel mehr, ist längst von Mais und Reis abgelöst, aber ein ganz und gar exotisches Getreide ist Hirse nicht. Ich habe jedenfalls eine Packung Hirsemehl in meinen Vorräten und bin am Ausprobieren, was ich damit machen kann.
Heute habe ich Spätzle geschabt und für den Teig auch etwas Hirsemehl verwendet. Es hat sich gelohnt, das Ergebnis überzeugt. Herausgekommen sind wunderbar bissfeste, bräunliche und zusammen mit meiner Gulaschsoße ausgezeichnet wohlschmeckende Spätzle, die ich bald wieder machen werde.
Das Nachkochen lohnt sicht!
Zutaten für 4 Portionen Beilagenspätzle:
90 g Weizenmehl,
35 g Hirsemehl (englisch Finger Millet)
2 mittelgroße Eier,
1 Messerspitze Salz,
3-4 EL Wasser.
Der Teig wird wie gewohnt angerührt/geschlagen, darf wie der Opa eine Viertelstunde ruhen, und dann wird er in siedendes Salzwasser geschabt.
Mein Spätzlebrett aus Edelholz mach mir jedes Mal auf's Neue Freude. Wenn ich nicht so faul wäre, könnte ich den ganzen Tag Spätzle machen. Kässpätzle gibt es demnächst, mit Mozzarella. Anderen Käse gibt es gar nicht in Bagamoyo, aber geht gut.
Heute habe ich Spätzle geschabt und für den Teig auch etwas Hirsemehl verwendet. Es hat sich gelohnt, das Ergebnis überzeugt. Herausgekommen sind wunderbar bissfeste, bräunliche und zusammen mit meiner Gulaschsoße ausgezeichnet wohlschmeckende Spätzle, die ich bald wieder machen werde.
Das Nachkochen lohnt sicht!
Zutaten für 4 Portionen Beilagenspätzle:
90 g Weizenmehl,
35 g Hirsemehl (englisch Finger Millet)
2 mittelgroße Eier,
1 Messerspitze Salz,
3-4 EL Wasser.
Der Teig wird wie gewohnt angerührt/geschlagen, darf wie der Opa eine Viertelstunde ruhen, und dann wird er in siedendes Salzwasser geschabt.
Mein Spätzlebrett aus Edelholz mach mir jedes Mal auf's Neue Freude. Wenn ich nicht so faul wäre, könnte ich den ganzen Tag Spätzle machen. Kässpätzle gibt es demnächst, mit Mozzarella. Anderen Käse gibt es gar nicht in Bagamoyo, aber geht gut.
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Mittwoch, 26. Dezember 2012
Christbaummarkt unter heißer Sonne
rudorothaus, 12:36h
Der Mensch kann sich an alles gewöhnen. Nachdem ich nun innerhalb einer Woche sechs Mal nach Daressalam gefahren bin, dazu jeweils 6 bis 8 Stunden unterwegs war, habe ich eine Menge an Erfahrungen dazu gewonnen. Aber jetzt reicht's. Heute bin ich arztfrei, und morgen gehe ich zur Nachschau wieder in Bagamoyo zur Dispensary. Die Schwellung ist weg, und die Wunde hat sich so gut entwickelt, dass ich wohl spätestens in einer Woche ohne Verband bin.
So unbequem die Fahrten in den engen und überfüllten Daladalas auch sind, so habe ich bei der ständigen Fahrerei doch einige interessante Beobachtungen gemacht, eine merkwürdige Mischung zwischen rücksichtsloser Drängelei und liebevollem Umgang beispielsweise.
Mwenge Busstation. Fliegende Händler verkaufen kühle Getränke, Nüsse und Süßigkeiten zu den Fenstern hinein.
Mwenge ist nicht nur Busstation, sondern ein riesiger Markt mit Aberhunderten von Buden und festen Läden. Gebrauchte Klamotten überwiegen die neuen.
An der Busstation Mwenge in Daressalam sind ständig -zig Busse in Bewegung, und man muss aufpassen, den richtigen für sein Ziel zu erwischen. Beim Einsteigen bildet sich meist ein ganzer Pulk von Menschen, die alle einen Sitzplatz ergattern wollen. Da wird oft rücksichtslos gedrängelt, mit Ellbogen um den Vortritt gekämpft. Sitze am Gang sind die begehrtesten, und wer den hat, lässt andere lieber mühevoll sich vorbeiquetschen, als aufzurücken. Andererseits hält man als Sitzender selbstverständlich dem nebenan Stehenden die Tasche, damit jener sich mit beiden Händen an den Deckenstangen festhalten kann. Noch klarer, dass man fremde Kleinkinder zu sich auf den Schoß nimmt, wenn Mutter oder Vater keinen Sitzplatz haben. Kinder werden von allen Erwachsenen sehr liebevoll behandelt, die genießen einen hohen Stellenwert. Dass es derart viele Kinder gibt, liegt also womöglich nicht nur an der ansteckenden Liebeslust, sondern auch an der hohen Kinderfreundlichkeit dieser Gesellschaft.
Erkenntnisgewinne gab es bei mir in den letzten Tagen nicht nur bei den zwischenmenschlichen Beziehungen, sondern auch am unerwartet weihnachtlichen Umfeld. Obwohl hier an der Küste zum Indischen Ozean der Islam als Religion weit überwiegt, hinterlässt dieses christliche Fest deutliche Zeichen, nicht nur im Einkaufzentrum.
Christbaummarkt in Mwenge. Garantiert nadelfrei.
Auch die Micro Finance Bank lässt sich nicht lumpen.
So unbequem die Fahrten in den engen und überfüllten Daladalas auch sind, so habe ich bei der ständigen Fahrerei doch einige interessante Beobachtungen gemacht, eine merkwürdige Mischung zwischen rücksichtsloser Drängelei und liebevollem Umgang beispielsweise.
Mwenge Busstation. Fliegende Händler verkaufen kühle Getränke, Nüsse und Süßigkeiten zu den Fenstern hinein.
Mwenge ist nicht nur Busstation, sondern ein riesiger Markt mit Aberhunderten von Buden und festen Läden. Gebrauchte Klamotten überwiegen die neuen.
An der Busstation Mwenge in Daressalam sind ständig -zig Busse in Bewegung, und man muss aufpassen, den richtigen für sein Ziel zu erwischen. Beim Einsteigen bildet sich meist ein ganzer Pulk von Menschen, die alle einen Sitzplatz ergattern wollen. Da wird oft rücksichtslos gedrängelt, mit Ellbogen um den Vortritt gekämpft. Sitze am Gang sind die begehrtesten, und wer den hat, lässt andere lieber mühevoll sich vorbeiquetschen, als aufzurücken. Andererseits hält man als Sitzender selbstverständlich dem nebenan Stehenden die Tasche, damit jener sich mit beiden Händen an den Deckenstangen festhalten kann. Noch klarer, dass man fremde Kleinkinder zu sich auf den Schoß nimmt, wenn Mutter oder Vater keinen Sitzplatz haben. Kinder werden von allen Erwachsenen sehr liebevoll behandelt, die genießen einen hohen Stellenwert. Dass es derart viele Kinder gibt, liegt also womöglich nicht nur an der ansteckenden Liebeslust, sondern auch an der hohen Kinderfreundlichkeit dieser Gesellschaft.
Erkenntnisgewinne gab es bei mir in den letzten Tagen nicht nur bei den zwischenmenschlichen Beziehungen, sondern auch am unerwartet weihnachtlichen Umfeld. Obwohl hier an der Küste zum Indischen Ozean der Islam als Religion weit überwiegt, hinterlässt dieses christliche Fest deutliche Zeichen, nicht nur im Einkaufzentrum.
Christbaummarkt in Mwenge. Garantiert nadelfrei.
Auch die Micro Finance Bank lässt sich nicht lumpen.
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Donnerstag, 20. Dezember 2012
Weihnachten wirft kurze Schatten
rudorothaus, 18:44h
Gestern, am Mittwoch, war ich seit langem wieder in Daressalam – ich scheue den Trubel der Dreimillionenstadt. Die Druckertinte war mir schon vor einer Woche ausgegangen, und inzwischen hatte ich auch eingesehen, dass ich in Bagamoyo keine Tafelfarbe finde. Ich will während der Ferien die beiden Gips-Schultafeln spachteln und neu streichen. Inzwischen bin ich dafür wieder ausreichend gut auf den Beinen.
Für mich ist in Daressalam am einfachsten das Einkaufscenter „Mlimani City“ zu erreichen. Die Daladalas (enge Schrottbusse, oft noch mit japanischer / koreanischer / arabischer Aufschrift) aus Bagamoyo fahren in Daressalam bis zur Endstation „Mwenge“, und nach kurzem Umsteigen beim Mwenge-Markt geht es für umgerechnet 10 Cent nur drei Haltestellen weiter. Für die ganzen 75 Kilometer zahlt man den Wert von zwei Euro und ist oft pünktlicher dran als mit der DB.
In der Mlimani Shopping Mall sind neben einem Supermarkt eine ganze Reihe von Läden, Dienstleistern und Lokalen unter einem Dach, und ich bekomme meistens meinen ganzen Bedarf.
Das Shoppingcenter ist eher etwas für die Wohlhabenden. Die Käufer kommen wohl nur zum kleinsten Teil mit öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern mit dem eigenen Auto. Die Zufahrten zum riesigen Parkplatz sind gut ausgebaut; ein Gehweg existiert genaugenommen gar nicht.
Während ich ansonsten in der Öffentlichkeit nirgends etwas Weihnachtliches entdeckt habe: im Einkaufszentrum herrscht weihnachtliche Atmosphäre – oder was man hier eben dafür hält. An den Decken entlang sind Girlanden aus Plastikreisig gewunden, verziert mit buntem Glitzerzeug, und alle 20 Meter steht ein kitschiger Kunststoff-Weihnachtsbaum in den weiten Fluren der Mall. Ähnliches begegnet einem in vielen der Läden. Weil hier jeder Nebengedanke an ein schönes Familienfest fehlt, wird der rein kommerzielle Zweck all dieses vermeintlichen Schmucks noch deutlicher als daheim.
Meine Beute heute= Druckertinte, ein Bügeleisen, vier Päckchen Kaffee, ein halber Liter Gin für den Sundowner mit Tonic Water, ein Pack Cassavamehl für noch zu testende Speisebeilagen und ein Fünfliterkarton Rotwein aus Dodoma. (Der Rote stellte sich leider daheim dann als Weißer heraus, und der ist nicht gut.) Tafelfarbe bekam ich gar nicht im Einkaufszentrum, aber einen Tipp für ein kleines Farbengeschäft in Mwenge. Gottseidank musste ich also nicht in die Innenstadt fahren. Das Farbengeschäft hatte tatsächlich Tafelfarbe – wenn auch nur im großen 4-Liter-Gebinde. Umso mehr war ich froh, dem Bus für den Heimweg nahe zu sein.
War das schön, nach sechs Stunden Busfahrt + Einkauf wieder auf Bagamoyos sicherem Boden zu stehen und nach fünf Minuten auf dem Sozius eines Pikipiki daheim die Türe aufschließen zu können!
Seit heute kann ich nach zwei Tagen endlich wieder online gehen. Eigentlich sollte es bis Monatsende reichen, aber vielleicht war mein Upload- oder Downloadkontingent erschöpft. Kontrollieren kann ich das nicht. Das Aufladen ist relativ kompliziert, und darum lasse ich es einfach für Fünftausend Schilling im Computershop machen.
Auch beim Arzt war ich heute wieder. Meine Wunde macht seit gut einer Woche kaum noch Fortschritte, und heute waren auch die Schmerzen wieder stärker, der Fuß ist angeschwollen. Ich habe mir vorgenommen, wenn es bis Montag nicht wesentlich besser ist, gehe ich an Heiligabend wieder nach Daressalam ins Aga-Khan-Hospital. Schmerzfreie Weihnachten wären ein Traum, und zudem finde ich eine gute Auswahl an Rotwein dort.
Ein liebes Vorurteil habe ich heute auch wieder eingebüßt. Die Sehschlitz-Lady hier ist gar nicht Kasims Frau, nicht einmal die Zweitfrau. So kann man angehen, wenn man einsam Schlüsse zieht. Ich bin nicht sicher, vielleicht war es auch Kenny gewesen, der mir das eingeflüstert hat. Die Verschleierte ist das Kindermädchen, und die andere, die mir schon ab und zu verschmitzt ins Gesicht gelacht haben, ist die Frau und Mutter der beiden kleinen Mädchen. Sie wäscht jeden Tag und fegt den Hof. Hätte ich ihn doch nur gefragt, statt mich immer nur über das unpassende Paar zu wundern. Von wegen Taliban. Die beiden sind ein gläubiges, aber fröhliches und freundliches Paar.
Für mich ist in Daressalam am einfachsten das Einkaufscenter „Mlimani City“ zu erreichen. Die Daladalas (enge Schrottbusse, oft noch mit japanischer / koreanischer / arabischer Aufschrift) aus Bagamoyo fahren in Daressalam bis zur Endstation „Mwenge“, und nach kurzem Umsteigen beim Mwenge-Markt geht es für umgerechnet 10 Cent nur drei Haltestellen weiter. Für die ganzen 75 Kilometer zahlt man den Wert von zwei Euro und ist oft pünktlicher dran als mit der DB.
In der Mlimani Shopping Mall sind neben einem Supermarkt eine ganze Reihe von Läden, Dienstleistern und Lokalen unter einem Dach, und ich bekomme meistens meinen ganzen Bedarf.
Das Shoppingcenter ist eher etwas für die Wohlhabenden. Die Käufer kommen wohl nur zum kleinsten Teil mit öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern mit dem eigenen Auto. Die Zufahrten zum riesigen Parkplatz sind gut ausgebaut; ein Gehweg existiert genaugenommen gar nicht.
Während ich ansonsten in der Öffentlichkeit nirgends etwas Weihnachtliches entdeckt habe: im Einkaufszentrum herrscht weihnachtliche Atmosphäre – oder was man hier eben dafür hält. An den Decken entlang sind Girlanden aus Plastikreisig gewunden, verziert mit buntem Glitzerzeug, und alle 20 Meter steht ein kitschiger Kunststoff-Weihnachtsbaum in den weiten Fluren der Mall. Ähnliches begegnet einem in vielen der Läden. Weil hier jeder Nebengedanke an ein schönes Familienfest fehlt, wird der rein kommerzielle Zweck all dieses vermeintlichen Schmucks noch deutlicher als daheim.
Meine Beute heute= Druckertinte, ein Bügeleisen, vier Päckchen Kaffee, ein halber Liter Gin für den Sundowner mit Tonic Water, ein Pack Cassavamehl für noch zu testende Speisebeilagen und ein Fünfliterkarton Rotwein aus Dodoma. (Der Rote stellte sich leider daheim dann als Weißer heraus, und der ist nicht gut.) Tafelfarbe bekam ich gar nicht im Einkaufszentrum, aber einen Tipp für ein kleines Farbengeschäft in Mwenge. Gottseidank musste ich also nicht in die Innenstadt fahren. Das Farbengeschäft hatte tatsächlich Tafelfarbe – wenn auch nur im großen 4-Liter-Gebinde. Umso mehr war ich froh, dem Bus für den Heimweg nahe zu sein.
War das schön, nach sechs Stunden Busfahrt + Einkauf wieder auf Bagamoyos sicherem Boden zu stehen und nach fünf Minuten auf dem Sozius eines Pikipiki daheim die Türe aufschließen zu können!
Seit heute kann ich nach zwei Tagen endlich wieder online gehen. Eigentlich sollte es bis Monatsende reichen, aber vielleicht war mein Upload- oder Downloadkontingent erschöpft. Kontrollieren kann ich das nicht. Das Aufladen ist relativ kompliziert, und darum lasse ich es einfach für Fünftausend Schilling im Computershop machen.
Auch beim Arzt war ich heute wieder. Meine Wunde macht seit gut einer Woche kaum noch Fortschritte, und heute waren auch die Schmerzen wieder stärker, der Fuß ist angeschwollen. Ich habe mir vorgenommen, wenn es bis Montag nicht wesentlich besser ist, gehe ich an Heiligabend wieder nach Daressalam ins Aga-Khan-Hospital. Schmerzfreie Weihnachten wären ein Traum, und zudem finde ich eine gute Auswahl an Rotwein dort.
Ein liebes Vorurteil habe ich heute auch wieder eingebüßt. Die Sehschlitz-Lady hier ist gar nicht Kasims Frau, nicht einmal die Zweitfrau. So kann man angehen, wenn man einsam Schlüsse zieht. Ich bin nicht sicher, vielleicht war es auch Kenny gewesen, der mir das eingeflüstert hat. Die Verschleierte ist das Kindermädchen, und die andere, die mir schon ab und zu verschmitzt ins Gesicht gelacht haben, ist die Frau und Mutter der beiden kleinen Mädchen. Sie wäscht jeden Tag und fegt den Hof. Hätte ich ihn doch nur gefragt, statt mich immer nur über das unpassende Paar zu wundern. Von wegen Taliban. Die beiden sind ein gläubiges, aber fröhliches und freundliches Paar.
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