Sonntag, 28. Oktober 2012
Kartoffelsalat mit Ingwer - schwäbisch
12.10.12
Ingwer gehört mitnichten in Schwäbischen Kartoffelsalat, aber ich schätze halt beide sehr. Die Auswahl an Lebensmitteln ist eher gering hier, darum ist Kreativität hier in Bagamoyo sehr gefragt.

Also habe ich heute Abend kurzerhand ein Stückchen Ingwer in meinen ersten Kartoffelsalat auf tansanischem Boden gemischt. Ansonsten hat alles nach Vorschrift gepasst: schöne feste Kartoffeln, eine würzige Fleischbrühe, brauchbares Öl und sogar Apfelessig habe ich dafür bekommen. Siehe da: es ist auf Anhieb und trotz Wagnis ein wunderbarer Kartoffelsalat entstanden. Dass er auch von meinen Vermietern über den Schellenkönig gelobt wurde, muss nichts heißen.
Es war der erste Kartoffelsalat ihres Lebens und kann nicht sehr vertraut geschmeckt haben. Essiggesäuerten Salat kennt man hier überhaupt nicht. Wenn Salat, dann gibt es ein kleines Häufchen Rohkost, vielleicht mit einem Spritzer Limettensaft. Blattsalat habe ich bislang nur am 3. Oktober in der Residenz des deutschen Botschafters in Daressalam gesehen und genossen.
Der Kartoffelsalat dort war rheinisch, mit viel Mayonaise angemacht. Den musste ich nicht haben.

Meine Kreativität ist sehr gefragt, wenn es ums Essen geht. Von den gewohnten Lebensmitteln und Kochzutaten gibt es hier nur weniges. Richtiger Kaffee oder Spaghetti etwa sind hier in Bagamoyo überhaupt nicht zu haben. Lebensmittelgeschäfte gibt es zwar in Hülle und Fülle, denn mangels Verdienstmöglichkeiten ist Handel die einzige Alternative für viele. Mit deutschen Supermärkten haben diese Geschäfte aber wenig gemein. Baulich sind es eher Buden, oft aus ein paar dünnen Stämmen und Brettern selbst gezimmert und ebenso wie die gemauerten Buden mit einfachem Wellblech gedeckt. Das Angebot ist so ziemlich überall das gleiche, Reis und Bohnen in diversen Variationen sowie Maismehl findet man in Pyramidenform auf dem Tresen angehäuft oder in offenen Säcken. Kochöl wird in mitgebrachte Flaschen und Kanister abgefüllt. Pfeffer dagegen ist in Zellophanfolie eingeschweißt, in winzigen Portionen ab einem Dutzend Körner. Eingeschweißte Kekse, Damenbinden, Zahnbürsten und Waschpulver sowie Wasser und Cola runden das Sortiment ab.
Frisches Obst und Gemüse werden in anderen Buden verkauft, von denen es ebenso unzählige gibt. Gestern habe ich an einem Stand Äpfel gesehen. Ansonsten wird das Bild zurzeit von Bananen, Tomaten, Paprika, Zwiebeln, Orangen, Papaya und Wassermelonen beherrscht. Jetzt beginnt auch die Zeit für Mangos und Ananas. Abgelaufen ist sie für frische Weintrauen aus Dodoma, die in den letzten Wochen auf einem Radkarren angeboten worden waren.

Lebensmittel kosten nur einen Bruchteil der deutschen Preise, bis auf Zwiebeln. Ausgerechnet Zwiebeln sind verhältnismäßig teuer.

Zu meinem Kartoffelsalat habe ich ein paar kleine Fische gebraten. Fische und andere Meeresfrüchte sind praktisch das Einzige, worin eine große Vielfalt herrscht. Da gibt es alles, was der Indische Ozean hergibt, und das ist allerhand. Man kauft sie am Strand, direkt vom Fischer. Fische gehören in Bagamoyo zu den Grundnahrungsmitteln. Für mich als Fischliebhaber ist das nicht wirklich schlecht.

Sehr schlecht dagegen ist es um die Einnahmen von BACCA bestellt. Nach längerem kam diese Woche mal wieder eine Spende an, die knapp die insgesamt 250 Euro Lohnkosten für die vier Angestellten für den Monat September deckt. Die legen sich mächtig ins Zeug, weil sie ganz offensichtlich ihre Arbeit mit den Kindern mögen. Das gilt besonders für die beiden Lehrerinnen, die absolut Großartiges leisten. Zwei sind es nur noch für die beiden Gruppen mit den 70 “Großen” und den 40 Vier- bis Fünfjährigen. Die anderen beiden Lehrerinnen konnten oder wollten sich die schlechte und unregelmäßige Bezahlung nicht mehr leisten.
Spenden sind höchst willkommen, große wie kleine. Dein / Ihr Geld wird hier wirklich gut verwendet. Spendenkonto Nr. 19865410 bei der der HypoVereinsbank, BLZ 850 200 86.

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