Sonntag, 28. Oktober 2012
Kein Luxus, kein Stillstand
21.10.12
In Bagamoyo kommt man mit sehr wenig aus. Die weit überwiegende Mehrheit der Einwohner hat schlicht und einfach kein Geld für Güter des gehobenen Bedarfs, und darum gibt es solche auch gar nicht. Ich wundere mich, wie viele Autos trotzdem auf den Straßen sind. Wahrscheinlich fahren die Begüterten zum Einkaufen nach Daressalam, und die Hotels lassen sich beliefern.

Leben ist überall, und vor allem wuselt es von Kindern und von Hühnern. Abgesehen von einem Dutzend Geschäftsstraßen im Zentrum, wenn man die konzentrierten Reihen von Buden so bezeichnen will, ist man zu Fuß unterwegs, und die meisten sind das so gut wie ausschließlich. Asphaltiert sind nur vier, fünf Straßen, alles andere ist geschottert oder sind reine Sandwege. Sand ist überhaupt allgegenwärtig hier, und bis in mindestens drei, vier Kilometer Entfernung vom Ozean ist der Boden mit einer dicken Sandschicht bedeckt. Das hält junge Damen von Welt aber nicht davon ab, sonntags in Stöckelschuhen unterwegs zu sein. Ihre Absätze sehen dem entsprechend aus.

Selbst nach stundenlangem Regen, und solchen habe ich in meinen ersten vier Wochen drei Mal erlebt, bleibt das Wasser nur in einigen besonders verdichteten, ausgefahrenen Wegstellen in Pfützen stehen. Auf dem feuchten Sand ist man sogar besser unterwegs als im trockenen. Er gibt nicht so leicht nach und rieselt in die Sandalen. Anders als in Daressalam, trägt in Bagamoyo Alt und Jung Sandalen. Ich habe nur am Ankunftstag geschlossene Schuhe ertragen, notgedrungen.

Büros und Schulen sind an den Wochenenden geschlossen, aber ansonsten geht der Betrieb weiter wie unter der Woche. Geschäfte haben fast alle von morgens bis lange in die Nacht hinein geöffnet, und gleiches gilt für die Handwerker. Bauern und Fischer arbeiten sowieso jeden Tag. Die weit überwiegende Mehrheit ist muslimisch und kennt keine Tradition christlicher Sonntagsruhe. Ehen zwischen Christen und Moslems sind hier nicht außergewöhnlich. Die Kinder wählen dann mit 18 Jahren ihre Religion selbst.

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