Sonntag, 17. Februar 2013
Es geht weiter
Besondere Ereignisse, teils sehr angenehmer, teilweise aber auch sehr schmerzlicher Art, haben mich einen Monat lang am Berichten gehindert.
Die Notkasse zur Unterstützung ehemaliger BACCA-Kinder hat nicht lange ausgereicht. Gleich am Tag nach dem Vorfall mit Josip erfuhr ich, dass ein im Dezember bei BACCA ausgeschiedenes Mädchen deswegen jeden Morgen in unserer Schule war, weil ihre Familie die Aufnahmegebühr von 22.000 Schillling an der staatlichen Grundschule nicht aufbringen konnte. Dafür hatten wir ja nun einen kleinen Fonds. Der wurde bei der am Sonntag folgenden Sitzung des BACCA-Vorstands gleich auf 200.000 Schilling aufgestockt, denn bei der Hauptlehrerin Editha hatten sich weitere ehemalige BACCA-Schüler gemeldet, die eine kleine finanzielle Hilfe brauchten.
Um einen etwas größeren Betrag, nämlich um die Jahres-Schulgebühren einer sehr preisgünstigen Secondary School in Höhe von 105.000 Schilling, ging es bei Salama, einer BACCA-Absolventin des allerersten Jahrgangs. Sie hat inzwischen auch die siebenjährige Volksschule sehr gut und daher mit einer Empfehlung zum Weitermachen an der Secondary School abgeschlossen. Ihre Mutter ist aber seit ein paar Jahren Witwe, ohne eigenes Einkommen. Schulgebühren in solcher Höhe sind für sie unbezahlbar. Vielleicht finde ich noch Spender für solche Fälle. Es ist nur konsequent, ehemaligen BACCA-Schülern das Weiterkommen im Bildungssystem zu ermöglichen – aber eine Förderung sollte zuverlässig erfolgen, über alle vier Jahre der O-Level-Stufe (Kollegreife) und im besten Fall der anschließenden A-Level-Stufe über zwei Jahre (Universitätsreife). Weil das Schuljahr aber bereits angefangen hatte, zahlte ich zu Lasten des Spendenkontos die gut 50 Euro für das erste Jahr. Vielleicht findet sich noch ein persönlicher Spender, der Salama in ihrer Schullaufbahn unterstützen will.


Salama (15), BACCA-Schülerin der ersten Stunde, besucht seit Januar die Secondary school und hat dank ihres Fleißes und ihrer Intelligenz gute Chancen, im Leben etwas zu erreichen.

Zum neuen Schuljahr ab Januar trat an der BACCA-Schule eine wichtige Neuerung in Kraft: zum ersten Mal in der Schulgeschichte wurde ein Elternbeitrag eingeführt. Die Eltern von BACCA-Kindern sollen künftig einen Kostenbeitrag von 15.000 Schilling pro Halbjahr zahlen. Üblich für Vorschulen sind Schulgebühren von 15.000 bis 20.000 Schilling – im Monat. Der Beitrag für die armen Familien bei BACCA bleibt also bescheiden. Er wird aber gebraucht, um wenigstens einen Teil der Kosten durch eigenen Einnahmen zu decken.
Eltern bzw. im Fall von Waisen die betreuenden Angehörigen, die den Beitrag absolut nicht aufbringen können – und davon wird es bei BACCA einige geben – können auf Antrag vom Elternbeitrag befreit werden. Sie sollen dafür bei BACCA Arbeitsstunden leisten, wenn passende Arbeiten anstehen.
Der neue Beitrag wurde im Januar im Rahmen einer Elternversammlung bekannt gegeben und mt den Eltern diskutiert.


Elternversammlung an der BACCA-Schule

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Mittwoch, 16. Januar 2013
Ohne Schuhe keine Schule!
Lehrerin Editha ist offenkundig sehr beliebt bei ihren Zöglingen. Es vergeht kaum ein Schultag, an dem nicht ehemalige BACCA-Schüler gegen Ende des Vormittags zu Besuch kommen. Diese Schüler der 1., 2. und 3. Klassen von Primary Schools, um die es sich dabei überwiegend handelt, haben anscheinend immer wieder mal früher Unterrichtsschluss und kommen aus Anhänglichkeit noch eine Weile her. Die nächste Primary School ist einen guten Kilometer entfernt, es geht also nicht nur um einen kurzen Gang um die Ecke. Die Volksschulkinder beteiligen sich dann am Unterricht, spitzen Bleistifte oder machen sich beim Singen und Tanzen als Hilfslehrer nützlich.

Heute war größerer Junge schon morgens vor zehn bei uns und suchte offensichtlich nach Beschäftigung. Nach kurzem holte er die billige, wenig taugliche Ballpumpe aus dem Lagerraum und versuchte sein Glück mit ein paar schlaffen Bällen, bei den meisten trotz fleißigen Bemühens ohne Erfolg. Ein paar gute Bälle gehören zu den Dingen, die wirklich fehlen hier.

Der Junge trug auffällig verdreckte Sachen, war barfuß und hat es als Sonderling bestimmt nicht leicht: er ist ein Albino. Josip ist ein ehemaliger BACCA-Schüler, jetzt in der 5. Volksschulklasse. Als ich ihn fragte, warum er nicht in der Schule ist, stellte sich heraus: wegen der fehlenden Schuhe. Der Lehrer habe ihn am Montag weggeschickt, weil er keine Schuhe hatte. Er müsse jetzt warten, bis ihm seine Eltern Schuhe kaufen können.

Josip, ein aufgeweckter Bursche, aber ohne Schuhe.

Das kann ja nicht wahr sein! Mein erster Impuls war, an seine Schule zu gehen und Krach zu schlagen. Beim zweiten Nachdenken wurde mir klar, dass ich nicht hopplahopp verkorkste Einstellungen verändern kann. Ich gab Editha ausreichend Geld, umgerechnet zehn Euro, um nach Schulschluss für Josip Schuhe kaufen zu können.
Nach dem dritten Nachdenken holte ich später weitere 80.000 Schilling, 40 Euro, und übergab sie als Spende an die BACCA-Schatzmeisterin. Damit soll ein Grundstock zu einer Notkasse für solche Fälle geschaffen werden. Ehemalige BACCA-Kinder sollten nicht vom Schulbesuch ausgeschlossen sein, weil es an einer materiellen Kleinigkeit fehlt!
Das deutsche Spendenkonto erlaubt so viel Großzügigkeit.

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Mittwoch, 2. Januar 2013
Small is beautiful
In knapp zwei Wochen beginnt das neue Schuljahr. Darum habe ich mich heute endlich daran gemacht, die beiden Schultafeln neu zu streichen, auch wenn mein Quallenbein noch immer nicht ganz erholt ist. Den Verband habe ich einfach mit einer Plastiktüre abgedeckt. Als ich kurz nach acht in die Schule kam, war ich nicht schlecht erstaunt, dass ich neben der Haupt-Lehrerin Editha knapp zwanzig BACCA-Kinder vorfand. Sie macht auch in den Ferien fast durchgehend „Schule“ mit einigen lernbegierigen Kindern. Die waren eifrig dabei, Rechenaufgaben von der Tafel abzuschreiben. Auch ein, zwei Neue entdeckte ich unter ihnen. Dabei wollten wir doch gar keine neuen Kinder aufnehmen. Aber Editha kann offensichtlich nicht Nein sagen. Zu der Lehrerin, die keine Ferien zu brauchen scheint, passt ja auch ganz gut, wenn sie weit überfüllte Klassen versorgt.

Die Schultafeln sind einfach mit Gips auf die Wand aufgetragen und gestrichen. Als ersten Schritt habe ich heute Löcher, Risse und Unebenheiten mit Gips ausgeglichen, dann mit der breiten Spachtel und Sandpapier eingeebnet und schließlich einen ersten Anstrich mit schwarzer Tafelfarbe aufgebracht. Morgen will die die Oberflächen noch einmal schmirgeln und dann den zweiten Anstrich machen – falls nötig, auch noch einen dritten. Für meinen Solarkocher bleibt in dem Vier-Liter-Eimer auf jeden Fall genug Farbe übrig.

Dies ist kein abstraktes Werk, sondern der Anfang einer tauglichen Schultafel!

Zur Pause machte Editha für die Kinder einen Aufguss aus Elefantengras, von dem auf dem Schulgrundstück genügend wächst. Das Elefantengras gibt einen angenehm frischen, zitronigen Geschmack. Der Tee für die Kinder war mir etwas zu süß, aber ich nahm ein Büschel von dem Gras mit heim und produzierte ohne Zucker einen wunderbaren Aufguss. Das werde ich jetzt öfter machen. Wenn man weiß, wonach man zu suchen hat, findet man das Gras überall.

Noch etwas anderes habe ich vor kurzem schätzen gelernt: die kleinen, gänseeigroßen Mangos, die es zurzeit im Überfluss gibt. Für meinen Fruchtsalat hatte ich immer möglichst große Expemplare gekauft, die viel Fruchtfleisch in die Schüssel bringen. Von den kleinen habe ich zu Weihnachten beim Obstkauf einige als Dreingabe erhalten. Gleich die erste davon habe ich als wahren Geschmackshammer erlebt. Meiner Lebtag habe ich noch keine Frucht genossen, die einen ähnlich intensiven, wunderbar angenehmen Geschmack auf die Zunge bringt. Zwischen der Außenhaut und dem großen Kern ist nicht wirklich viel Fruchtfleisch – aber das wenige hat es in sich. Also kaufe ich jetzt immer große Mangos für den Obstsalat und ein paar kleine als Gaumen-Aufreger zwischendurch.

Sooo klein sind diese Geschmacksbomben!

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Samstag, 8. Dezember 2012
BACCA shule macht Ferien
Weihnachten ist nah, und keine Spur von Schnee hier. Der Planet sticht jeden Tag, als gelte es 1000 Photovoltaikdächer zu besonnen. Ausgerechnet hier gibt es aber so gut wie keine. Die verbreitetste Energiequelle ist nach wie vor Holzkohle. So schädlich das ist: ein trauliches Licht erzeugt sie durchaus in der Dunkelheit. Richtige Adventsstimmung mag trotzdem nicht aufkommen, auch wenn hier Ende dieser Woche die Schulferien beginnen.
Jetzt ist Ende des Schuljahres, heute war die Entlassfeier für ein Drittel unserer 150 Schüler, die an primary schools übergehen.
Abgänger
Heute nicht mehr in Schulkleidung = als Abgänger herausgeputzt.

Dazu sind auch die Eltern und Verwandten gekommen. Festessen in Form von Reis mit Gemüse-/Kokossoße wurde gestern in unserer Makutihütte schon vorbereitet.Die Kinder erhalten zur Feier des Tages das Brunnenwasser mit Sirup gesüßt. Sie haben auch ein paar Aufführungen eingeübt und haben das Kinderlied „Ein kleiner Matrose“ zum Besten gegeben, das wir seit Wochen zusammen gesungen hatten. Wegen der begleitenden Gestensprache ist das Lied ein Renner bei den Kindern.
Vorf
Bei so viel Andrang können den starker letzter Auftritt für BACCA gar nicht alle sehen.

Den Ernst der Sache zeigten dann Urkunden, in denen die Leistungen der Kinder dokumentiert sind. Dazu waren diese Woche Prüfungsbögen mit durchaus anspruchsvollen Aufgaben auszufüllen gewesen. Ich staune immer wieder, was diese kleinen Kinder schon an Wissen haben.
Abduli
Abduli im vollen Ornat, mit der stolzen Verwandtschaft

Die obere Hälfte von ihnen ist weiter als die untere bei uns nach der zweiten Grundschulklasse.
Zum neuen Schuljahr ab Mitte Januar sollen keine Kinder aufgenommen werden. 100 Kinder sind immer noch genug für zwei Lehrerinnen! Die dritte ist vor einem halben Jahr abgesprungen, nachdem monatelang keine Löhne bezahlt werden konnten. Auch bei anderen Dienstposten hatte es aus diesem Grund Wechsel gegeben.
Seit Herbst war eine Lohnzahlung dank einiger Spenden fast vollständig möglich. Der Dezember ist noch ungesichert, aber wir hoffen gerade in diesem Monat noch auf den Eingang einiger Spenden.
Zur Erinnerung: das deutsche Spendenkonto hat die Nummer 19865410 bei der HypoVereinsbank, BLZ 850 200 86.
Die Löhne sind bei BACCA seit drei Jahren nicht angehoben worden. Das hat zu einem schmerzhaften Kaufkraftverlust geführt, denn die Inflation hat in diesem Jahr bis zu 20% betragen und war zuvor teilweise sogar höher. Darum sollen die Löhne ab Januar linear um 33 Prozent angehoben werden. Die Lohnsumme wird dann monatlich bei 573.000 Schilling liegen.
Dies entspricht etwa dem Wert von 286 Euro und klingt nach wenig. Aber BACCA ist ganz auf Spenden angewiesen, und noch ist völlig ungewiss, was im Laufe des Jahres hereinkommt. Im jetzt zu Ende gehenden Jahr wurden die noch kleineren Lohnkosten zu gut der Hälfte durch Spenden aus der Schweiz gedeckt, ein kleinerer Betrag durch die East Africa Foundation in New York, der Rest über das deutsche Spendenkonto und von mir. Die Amerikaner stellten über einen Mittelsmann auch das Material für die Schulspeisung und einige Lernmittel zur Verfügung.
Im Januar, zum Schuljahresbeginn, werden besonders viele Spendeneinnahmen gebraucht. Für die verbleibenden 100 Kinder muss Ersatz beschafft werden für die abgetragene Schulkleidung. Hefte und Stifte stehen an, und sehr wünschenswert wäre es, der allerbedürftigsten Hälfte der 50 Abgänger eine Erstausstattung für die Primarschule zu geben. Die Kosten dafür betragen alles in allem knapp 750 Euro. Spenden sind auch dafür nötig und sehr willkommen.

Neben den laufenden Ausgaben sollten die Klassenräume renoviert und als Lärmschutz Zimmerdecken eingebaut werden. Darüber hinaus wäre die Fertigstellung des begonnenen Anbaus und damit eines dritten Klassenzimmers sehr wünschenswert. Ersatzbeschaffungen sind fällig bei Lehrmitteln, aber auch bei Koch- und Essgeschirr und bei Reinigungswerkzeugen. Schließlich wollen wir an 4 Plätzen in Bagamoyo Informationskästen aufstellen = zur eigenen Mitgliederwerbung, aber auch zur Vermietung kleiner Werbeflächen, zum Beispiel an Gewerbetreibende. Ein Informations- und Werbemedium dieser oder auch anderer Art gibt es bislang nicht in Bagamoyo. Für all diese Investitionen will ich gezielte Förderanträge stellen bei deutschen Hilfsorganisationen und hoffe auf Zustimmung.

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Freitag, 30. November 2012
BACCA shule

Shule ist Suaheli und heißt, na ja. Schulen wurden hierzulande von Deutschen eingeführt. Hier sehen wir das kleine Schulhaus vom Grundstückseingang aus.


Die Masse der Kinder steht um den Starfotografen herum. Auf dem Schulhof ein wichtiger Laufwettbewerb. Hinten links der begonnene Anbau, außen die Aborte.
Fließendes Wasser fehlt! Strom freilich auch.


Wasser gibt es nach der großen Pause beim Klo über die Hände und vor der Ausgabe des Porridge (dünner, süßer Maisbrei) noch einmal. Waschbecken wären vorzuziehen.


Blick ins Klassenzimmer der Kleinen...


... und in das der größeren Kinder.


Pausenkünste an der Tafel. Man fühlt sich geschmeichelt!


In der Pause wird getobt, wie überall.


Hinterher muss der Kreislauf erst mal wieder beruhigt werden.


Nach dem Unterricht wird noch der eine oder andere Knopf angenäht. Nicht alle Mütter haben Nadel und Faden zur Hand.

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Freitag, 2. November 2012
31.10.12
Gestern nach Schulschluss haben wir unsere Reihe von Familienbesuchen fortgesetzt, und ich konnte die häuslichen Umstände von zwei weiteren SchülerInnen kennen lernen. Editha, die Schulleiterin unserer kleinen Vorschule, spricht zu wenig Englisch, und mein Kiswahili ist noch weit ungenügender, als dass wir uns vertieft über Kriterien und Motive dieser Besuche austauschen könnten. Editha stellt Fragen anhand eines Fragebogens, den in für unsere Besuche geschrieben habe. Die Einträge im Bogen macht teils sie, teils ich. Da die Leute gar kein Englisch sprechen, bleibt mir ansonsten nur die Rolle des Händeschüttlers und Fotografen. Dass ich die Familien zum Ende der Besuche fotografieren darf, ist in dieser überwiegend muslimischen Gesellschaft keineswegs selbstverständlich.
Es zeigt nach meiner Überzeugung die Verbundenheit der Eltern, Großeltern... mit BACCA und die Dankbarkeit, dass ihren Kindern dort Bildung, etwas zu essen und viele Stunden des Glücks geboten werden. Glück ist, Teil einer Gemeinschaft zu sein und im Sprechchor aus vollem Hals das Einmaleins hochzuzählen oder auch draußen auf dem Schulhof auf ein Zeichen hin im Pulk quer über den Platz zu rennen. Dass sich die Kinder wohl fühlen in ihrer Vorschule, ist unverkennbar. Hier haben sie viele Kameraden, hier bekommen sie Anerkennung – und bei aller Dürftigkeit der Ausstattung= so etwas wie ausgestanzte Plastikschmetterlinge und andere Formen, die man zwischendurch ausgeteilt bekommt und dann vor sich auf dem Boden ausbreiten darf, haben die meisten zu Hause nicht. Viele sind geradezu selig bei solcher Beschäftigung.


Unser erster Besuch gestern galt dem 6-jährigen Saidi Hoseni und seiner Familie. Den Nachnamen übernehmen die Kinder übrigens im Regelfall vom Vater, die Ehefrauen führen ihren eigenen Familiennamen weiter. Saidis Vater Kibwana ist 25 Jahre alt, die Mutter Hamisi Mwaiuma 21. Sie sind trotzdem schon sehr lange zusammen: Saidis älterer Bruder ist bereits acht. Die kleine Schwester ist noch ein Säugling. Neben dem dürftigen Häuschen in der Stadt besitzen Saidis Eltern eine Stunde entfernt draußen ein Stück Feld, auf dem sie zur Eigenversorgung Früchte anbauen, vorwiegend Cassava, Tomaten und Zwiebeln. Außerdem arbeitet der Vater des öfteren ein paar Stunden als Fischergehilfe auf See und verdient dabei 2000 Schilling. So kommen Dreißig- bis Fünfzigtausend Schilling pro Monat zusammen. Strom haben sie nicht im Haus, Wasser wird eimerweise von einem Brunnen in der Nachbarschaft geholt, der Eimer für 50 Schilling. Das Geld reicht für das Nötigste, Luxusdinge wie Zucker oder andere Getränke als Wasser gibt es selten.
Kein Wunder also, wenn Saidi den gesüßten Porridge zu dem zählt, was er bei BACCA mag, - neben Spielen und lernen. Zur Frage, was er vermisst, fällt ihm nichts ein. Dafür ist er zu verlegen ob dieses außergewöhnlichen Besuchs daheim.
Von der Existenz BACCAS hat der Vater über Bekannte erfahren und dann seinen Zweitgeborenen gleich angemeldet. Der ältere Sohn war schon über das Vorschulalter hinaus. Die Eltern sind sehr glücklich darüber, dass Saidi bei BACCA kostenlos lernen kann. Der Vater wünscht ihm eine gute Schulkarriere bis hin zum Studium. Nur mit Bildung wird Saidi eines Tages Geld verdienen können und aus der Armut herauskommen, ist der Vater überzeugt.

Saidi mit Familie,
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links Editha

Die nächste von uns angesteuerte Familie war nicht zu Hause, aber Habiba, eine weitere BACCA-Schülerin, wohnt nicht weit davon entfernt. Wir besuchten also sie. Die Siebenjährige wohnt mit ihrer 25 Jahre alten Mutter und drei Geschwistern im Alter von 9, 2 und einem halben Jahr mit zwei ebenfalls ledigen Tanten und deren sieben Kindern unter einem Dach zusammen. Wenn es nicht regnet, hält man sich aber nur zum Schlafen unter dem halbwegs dichten Dach auf. Es geht ja auch allzu eng zu. Strom- und Wasserversorgung gibt es keine.
Als Editha und ich gegen 15 Uhr eintreffen, ist die Familie – oder jedenfalls die meisten – gerade beim Mittagessen. Die drei Mütter sitzen auf dem Boden um einen Topf mit festem Maisbrei, von dem sie mit der rechten Hand einen Brocken abbrechen und zu einem Ballen formen, diesen in ein Schälchen mit Okra-Gemüseschleim tauchen und essen. Daneben gibt es einen Kreis der Kinder, die auf die gleiche Weise aus einem Alu-Topf essen, und ein paar andere Kinder beschäftigen sich sonstwie.
Habibas Mutter Hamisa verdient sich den Lebensunterhalt für die Familie zusammen mit den Schwestern, indem sie Mandazi (fettgebackene Küchlein) herstellen und und auf den Straßen verkaufen. Das bringt wenig ein, aber immerhin recht es zum Überleben der 14-köpfigen Familiengemeinschaft.
Habiba findet den Porridge gut an ihrer Vorschule, und auch Lernen gefällt ihr. Schön wäre, wenn mehr Schaukeln da wären, damit man öfter drankommt.
Habibas Mutter fand zu BACCA durch ein Empfehlung von Regierungsbeamten, die sie wegen der Bildung ihrer Kinder um Rat gefragt hat. Sie möchte, dass ihre Kinder etwas lernen und so lange wie möglich Schulen besuchen. Selbstverständlich wird sie auch die Kleinen zu BACCA schicken, wenn sie alt genug sind.

Da wuselt es

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Sonntag, 28. Oktober 2012
Familienbesuche
24.10.12

Gestern haben wir angefangen, eine kleine Reihe von BACCA-Kindern zuhause aufzusuchen. Die Besuchte machte ich in Begleitung der Schulleiterin, Editha Massatti. Nach Schulschluss um 13 Uhr waren wir im Bajaji, einer Rikscha auf Motorradbasis, hungrig ins Ortszentrum gefahren und gesättigt auf zwei Pikipikis, den hier üblichen Motorrädern für Soziustransport, wieder hinaus zur Schule.
Der erste Gang führte uns nach rund 700 m über den bebauten Ortsrand hinaus auf die Felder, die dort fast ausschließlich mit Cassava-Sträuchern beflanzt sind. Nach 500 m auf einem gewundenen Trampelpfad durch die Plantagen kamen wir zu dem Grundstück, in dem Abu Ally mit seiner Familie wohnt. Wir waren durch ihn angekündigt und wurden von der Mutter und den Geschwistern herzlich begrüßt. Sie räumte uns ihren Platz auf einem alten Lkw-Reifen im Schatten eines Mangobaumes neben dem Wohnhaus.
Wie sich im Gespräch (auf der Grundlage eines von mir gestalteten Fragebogens) herausstelle, ist unsere Gastgeberin die Großmutter des 6-jährigen Abu, nicht seine Mutter. Der Vater, ihr Sohn, ist seit drei Jahren tot, die Mutter ist neu liiert und kümmert sich nicht um ihren Erstgeborenen. Großmama Asia (49) hat vor einigen Jahren nach dem Tod ihres ersten Mannes neu geheiratet und hat mit dem Neuen zwei Töchter im Alter als ihres Enkels Abu.
Abu, geborgen im Kreis
Die Familie lebt von der Landwirtschaft. Land besitzen sie zwar nicht selbst, aber sie besorgen die Felder eines Grundbesitzers. Dafür dürfen sie einen kleinen Teil der Fläche für ihren Eigenbedarf nutzen und auch etwas von der Cassava-Ernte verkaufen. So kommt alle acht Monate Geld herein. Wie viel, vermag Asia nicht zu beziffern. Viel kann es aber nicht sein, wie die mehr als dürftige Behausung und Ausstattung zeigen, und ganz verlässlich ist diese Einnahme wohl auch nicht. Strom gibt es hier nicht, ein Brunnen ist 50 m entfernt, gekocht wird draußen.
Während des Geprächs kommt der Mann vom Feld zur Familie. Auch er ist sehr freundlich und zugewandt.

Gefragt, was ihm an BACCA am meisten gefällt antwortet Abu spontan, das sei der Porridge (der süße, halb flüssige Maisbrei, den die Kinder jeden Morgen an der Schule erhalten). Auf weiteres Nachfragen kommen dann auch noch Freude am Lernen und am Zusammensein mit Kameraden dazu. Was er an der Schule vermisst ? - Spielzeug. Spielzeug vermisst er wohl auch daheim, denn mehr als ein kleines Kuschelkissen mit Fußballmuster ist weit und breit nicht zu sehen. Und was ihm nicht gefällt an der Schule? Er kämpfe nicht gerne, sagt er.

Die Pflegeeltern kennen die BACCA-Schule, weil sie Richtung Zentrum am Weg liegt. Weil sie zudem erfahren haben, dass es dort kostenlos gute Ausbildung gibt, haben sie Abu angemeldet. Selbstverständlich werden sie die kleine Tochter auch dorthin schicken.

Der zweite Besuch galt dem fünfeinhalbjährigen Ramadhani, der mit seiner Familie in einer anderen Richtung rund einen Kilometer von der BACCA Schule entfernt lebt, innerhalb eines locker bebauten Dorfgebiets.
Auch in seinem Fall stellt sich heraus, dass er bei der Großmutter lebt. Der Vater wohnt zwar in der Nähe und hat Kontakt mit seinen Kindern, aber die Mutter ist weggezogen und will nichts wissen.
Also leben Ramadhani und seine beiden Brüder bei den Großeltern. Die Ururgroß-mutter lebt auch noch mit im Haus.
Rama zuhause
Die Familie baut auf entfernten Feldern Cassava, Mais und Reis an und lebt von deren Ertrag. . Reis kann sie manch- mal verkaufen. Am Haus werden ein paar Hühner gehalten.
Unterstützt von seinen Brü-dern, nennt Ramadhani Singen, Lernen und Zeichnen die Dinge, die er an der Schule am liebsten macht. Er fände gut, wenn es mehr Schaukeln und eine Rutsche gäbe, vielleicht auch noch mehr Spielmöglichkeiten.
Von der BACCA-Vorschule hatte die Oma von einer Nachbarin erfahren und dann den ältesten Enkel angemeldet. Sie freut sich nach wie vor darüber, dass ihre Enkel dort lernen können – was sie sich sonst nicht leisten könnte. Ihr Bruder will zum neuen Schuljahr ab Januar ebenfalls einen Enkel anmelden.

Wir werden die Besuche in den Familien weiter fortsetzen – Editha hält sowieso laufend Kontakt zu den Erziehungsberechtigten der Schüler und kennt deswegen jeden Weg und Steg im weiten Umkreis der Schule.

Dass viele der Kinder in erkennbar ärmsten Verhältnissen leben, hatte ich schon in der Schule oft erlebt und zu sehen bekommen, aber dass es daheim mit Glück gerade zum Essen reicht, hat mich schon sehr beeindruckt. Da gibt es nichts, aber auch gar nichts vom dem, was für unsere Kinder selbstverständlich ist. Von wegen Spielzeug oder gar Markenklamotten. Diese Kinder haben ihr Lebtag lang noch nie auch nur ein paar Socken neu bekommen. Sie kennen nur Abgetragenes.
Schulschuhe, extrem
Wer dafür ein paar Euro spendet, tut wirklich Gutes. Das Geld für die BACCA-Vorschule hilft, diesen Chancenlosen doch noch einen Hoffnungsschimmer zu geben.
Spendenkonto Nr. 19865410 bei der der HypoVereinsbank, BLZ 850 200 86.

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