Sonntag, 6. Januar 2013
Spätzle, Sonderklasse
rudorothaus, 21:17h
Hirsemehl wird man eher nicht beim Aldi kriegen – im großen Edeka-Markt aber vermutlich sehr wohl. Hier in Ostafrika ist Hirse längst kein Grundnahrungsmittel mehr, ist längst von Mais und Reis abgelöst, aber ein ganz und gar exotisches Getreide ist Hirse nicht. Ich habe jedenfalls eine Packung Hirsemehl in meinen Vorräten und bin am Ausprobieren, was ich damit machen kann.
Heute habe ich Spätzle geschabt und für den Teig auch etwas Hirsemehl verwendet. Es hat sich gelohnt, das Ergebnis überzeugt. Herausgekommen sind wunderbar bissfeste, bräunliche und zusammen mit meiner Gulaschsoße ausgezeichnet wohlschmeckende Spätzle, die ich bald wieder machen werde.
Das Nachkochen lohnt sicht!
Zutaten für 4 Portionen Beilagenspätzle:
90 g Weizenmehl,
35 g Hirsemehl (englisch Finger Millet)
2 mittelgroße Eier,
1 Messerspitze Salz,
3-4 EL Wasser.
Der Teig wird wie gewohnt angerührt/geschlagen, darf wie der Opa eine Viertelstunde ruhen, und dann wird er in siedendes Salzwasser geschabt.
Mein Spätzlebrett aus Edelholz mach mir jedes Mal auf's Neue Freude. Wenn ich nicht so faul wäre, könnte ich den ganzen Tag Spätzle machen. Kässpätzle gibt es demnächst, mit Mozzarella. Anderen Käse gibt es gar nicht in Bagamoyo, aber geht gut.
Heute habe ich Spätzle geschabt und für den Teig auch etwas Hirsemehl verwendet. Es hat sich gelohnt, das Ergebnis überzeugt. Herausgekommen sind wunderbar bissfeste, bräunliche und zusammen mit meiner Gulaschsoße ausgezeichnet wohlschmeckende Spätzle, die ich bald wieder machen werde.
Das Nachkochen lohnt sicht!
Zutaten für 4 Portionen Beilagenspätzle:
90 g Weizenmehl,
35 g Hirsemehl (englisch Finger Millet)
2 mittelgroße Eier,
1 Messerspitze Salz,
3-4 EL Wasser.
Der Teig wird wie gewohnt angerührt/geschlagen, darf wie der Opa eine Viertelstunde ruhen, und dann wird er in siedendes Salzwasser geschabt.
Mein Spätzlebrett aus Edelholz mach mir jedes Mal auf's Neue Freude. Wenn ich nicht so faul wäre, könnte ich den ganzen Tag Spätzle machen. Kässpätzle gibt es demnächst, mit Mozzarella. Anderen Käse gibt es gar nicht in Bagamoyo, aber geht gut.
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Mittwoch, 26. Dezember 2012
Christbaummarkt unter heißer Sonne
rudorothaus, 12:36h
Der Mensch kann sich an alles gewöhnen. Nachdem ich nun innerhalb einer Woche sechs Mal nach Daressalam gefahren bin, dazu jeweils 6 bis 8 Stunden unterwegs war, habe ich eine Menge an Erfahrungen dazu gewonnen. Aber jetzt reicht's. Heute bin ich arztfrei, und morgen gehe ich zur Nachschau wieder in Bagamoyo zur Dispensary. Die Schwellung ist weg, und die Wunde hat sich so gut entwickelt, dass ich wohl spätestens in einer Woche ohne Verband bin.
So unbequem die Fahrten in den engen und überfüllten Daladalas auch sind, so habe ich bei der ständigen Fahrerei doch einige interessante Beobachtungen gemacht, eine merkwürdige Mischung zwischen rücksichtsloser Drängelei und liebevollem Umgang beispielsweise.
Mwenge Busstation. Fliegende Händler verkaufen kühle Getränke, Nüsse und Süßigkeiten zu den Fenstern hinein.
Mwenge ist nicht nur Busstation, sondern ein riesiger Markt mit Aberhunderten von Buden und festen Läden. Gebrauchte Klamotten überwiegen die neuen.
An der Busstation Mwenge in Daressalam sind ständig -zig Busse in Bewegung, und man muss aufpassen, den richtigen für sein Ziel zu erwischen. Beim Einsteigen bildet sich meist ein ganzer Pulk von Menschen, die alle einen Sitzplatz ergattern wollen. Da wird oft rücksichtslos gedrängelt, mit Ellbogen um den Vortritt gekämpft. Sitze am Gang sind die begehrtesten, und wer den hat, lässt andere lieber mühevoll sich vorbeiquetschen, als aufzurücken. Andererseits hält man als Sitzender selbstverständlich dem nebenan Stehenden die Tasche, damit jener sich mit beiden Händen an den Deckenstangen festhalten kann. Noch klarer, dass man fremde Kleinkinder zu sich auf den Schoß nimmt, wenn Mutter oder Vater keinen Sitzplatz haben. Kinder werden von allen Erwachsenen sehr liebevoll behandelt, die genießen einen hohen Stellenwert. Dass es derart viele Kinder gibt, liegt also womöglich nicht nur an der ansteckenden Liebeslust, sondern auch an der hohen Kinderfreundlichkeit dieser Gesellschaft.
Erkenntnisgewinne gab es bei mir in den letzten Tagen nicht nur bei den zwischenmenschlichen Beziehungen, sondern auch am unerwartet weihnachtlichen Umfeld. Obwohl hier an der Küste zum Indischen Ozean der Islam als Religion weit überwiegt, hinterlässt dieses christliche Fest deutliche Zeichen, nicht nur im Einkaufzentrum.
Christbaummarkt in Mwenge. Garantiert nadelfrei.
Auch die Micro Finance Bank lässt sich nicht lumpen.
So unbequem die Fahrten in den engen und überfüllten Daladalas auch sind, so habe ich bei der ständigen Fahrerei doch einige interessante Beobachtungen gemacht, eine merkwürdige Mischung zwischen rücksichtsloser Drängelei und liebevollem Umgang beispielsweise.
Mwenge Busstation. Fliegende Händler verkaufen kühle Getränke, Nüsse und Süßigkeiten zu den Fenstern hinein.
Mwenge ist nicht nur Busstation, sondern ein riesiger Markt mit Aberhunderten von Buden und festen Läden. Gebrauchte Klamotten überwiegen die neuen.
An der Busstation Mwenge in Daressalam sind ständig -zig Busse in Bewegung, und man muss aufpassen, den richtigen für sein Ziel zu erwischen. Beim Einsteigen bildet sich meist ein ganzer Pulk von Menschen, die alle einen Sitzplatz ergattern wollen. Da wird oft rücksichtslos gedrängelt, mit Ellbogen um den Vortritt gekämpft. Sitze am Gang sind die begehrtesten, und wer den hat, lässt andere lieber mühevoll sich vorbeiquetschen, als aufzurücken. Andererseits hält man als Sitzender selbstverständlich dem nebenan Stehenden die Tasche, damit jener sich mit beiden Händen an den Deckenstangen festhalten kann. Noch klarer, dass man fremde Kleinkinder zu sich auf den Schoß nimmt, wenn Mutter oder Vater keinen Sitzplatz haben. Kinder werden von allen Erwachsenen sehr liebevoll behandelt, die genießen einen hohen Stellenwert. Dass es derart viele Kinder gibt, liegt also womöglich nicht nur an der ansteckenden Liebeslust, sondern auch an der hohen Kinderfreundlichkeit dieser Gesellschaft.
Erkenntnisgewinne gab es bei mir in den letzten Tagen nicht nur bei den zwischenmenschlichen Beziehungen, sondern auch am unerwartet weihnachtlichen Umfeld. Obwohl hier an der Küste zum Indischen Ozean der Islam als Religion weit überwiegt, hinterlässt dieses christliche Fest deutliche Zeichen, nicht nur im Einkaufzentrum.
Christbaummarkt in Mwenge. Garantiert nadelfrei.
Auch die Micro Finance Bank lässt sich nicht lumpen.
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Donnerstag, 20. Dezember 2012
Weihnachten wirft kurze Schatten
rudorothaus, 18:44h
Gestern, am Mittwoch, war ich seit langem wieder in Daressalam – ich scheue den Trubel der Dreimillionenstadt. Die Druckertinte war mir schon vor einer Woche ausgegangen, und inzwischen hatte ich auch eingesehen, dass ich in Bagamoyo keine Tafelfarbe finde. Ich will während der Ferien die beiden Gips-Schultafeln spachteln und neu streichen. Inzwischen bin ich dafür wieder ausreichend gut auf den Beinen.
Für mich ist in Daressalam am einfachsten das Einkaufscenter „Mlimani City“ zu erreichen. Die Daladalas (enge Schrottbusse, oft noch mit japanischer / koreanischer / arabischer Aufschrift) aus Bagamoyo fahren in Daressalam bis zur Endstation „Mwenge“, und nach kurzem Umsteigen beim Mwenge-Markt geht es für umgerechnet 10 Cent nur drei Haltestellen weiter. Für die ganzen 75 Kilometer zahlt man den Wert von zwei Euro und ist oft pünktlicher dran als mit der DB.
In der Mlimani Shopping Mall sind neben einem Supermarkt eine ganze Reihe von Läden, Dienstleistern und Lokalen unter einem Dach, und ich bekomme meistens meinen ganzen Bedarf.
Das Shoppingcenter ist eher etwas für die Wohlhabenden. Die Käufer kommen wohl nur zum kleinsten Teil mit öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern mit dem eigenen Auto. Die Zufahrten zum riesigen Parkplatz sind gut ausgebaut; ein Gehweg existiert genaugenommen gar nicht.
Während ich ansonsten in der Öffentlichkeit nirgends etwas Weihnachtliches entdeckt habe: im Einkaufszentrum herrscht weihnachtliche Atmosphäre – oder was man hier eben dafür hält. An den Decken entlang sind Girlanden aus Plastikreisig gewunden, verziert mit buntem Glitzerzeug, und alle 20 Meter steht ein kitschiger Kunststoff-Weihnachtsbaum in den weiten Fluren der Mall. Ähnliches begegnet einem in vielen der Läden. Weil hier jeder Nebengedanke an ein schönes Familienfest fehlt, wird der rein kommerzielle Zweck all dieses vermeintlichen Schmucks noch deutlicher als daheim.
Meine Beute heute= Druckertinte, ein Bügeleisen, vier Päckchen Kaffee, ein halber Liter Gin für den Sundowner mit Tonic Water, ein Pack Cassavamehl für noch zu testende Speisebeilagen und ein Fünfliterkarton Rotwein aus Dodoma. (Der Rote stellte sich leider daheim dann als Weißer heraus, und der ist nicht gut.) Tafelfarbe bekam ich gar nicht im Einkaufszentrum, aber einen Tipp für ein kleines Farbengeschäft in Mwenge. Gottseidank musste ich also nicht in die Innenstadt fahren. Das Farbengeschäft hatte tatsächlich Tafelfarbe – wenn auch nur im großen 4-Liter-Gebinde. Umso mehr war ich froh, dem Bus für den Heimweg nahe zu sein.
War das schön, nach sechs Stunden Busfahrt + Einkauf wieder auf Bagamoyos sicherem Boden zu stehen und nach fünf Minuten auf dem Sozius eines Pikipiki daheim die Türe aufschließen zu können!
Seit heute kann ich nach zwei Tagen endlich wieder online gehen. Eigentlich sollte es bis Monatsende reichen, aber vielleicht war mein Upload- oder Downloadkontingent erschöpft. Kontrollieren kann ich das nicht. Das Aufladen ist relativ kompliziert, und darum lasse ich es einfach für Fünftausend Schilling im Computershop machen.
Auch beim Arzt war ich heute wieder. Meine Wunde macht seit gut einer Woche kaum noch Fortschritte, und heute waren auch die Schmerzen wieder stärker, der Fuß ist angeschwollen. Ich habe mir vorgenommen, wenn es bis Montag nicht wesentlich besser ist, gehe ich an Heiligabend wieder nach Daressalam ins Aga-Khan-Hospital. Schmerzfreie Weihnachten wären ein Traum, und zudem finde ich eine gute Auswahl an Rotwein dort.
Ein liebes Vorurteil habe ich heute auch wieder eingebüßt. Die Sehschlitz-Lady hier ist gar nicht Kasims Frau, nicht einmal die Zweitfrau. So kann man angehen, wenn man einsam Schlüsse zieht. Ich bin nicht sicher, vielleicht war es auch Kenny gewesen, der mir das eingeflüstert hat. Die Verschleierte ist das Kindermädchen, und die andere, die mir schon ab und zu verschmitzt ins Gesicht gelacht haben, ist die Frau und Mutter der beiden kleinen Mädchen. Sie wäscht jeden Tag und fegt den Hof. Hätte ich ihn doch nur gefragt, statt mich immer nur über das unpassende Paar zu wundern. Von wegen Taliban. Die beiden sind ein gläubiges, aber fröhliches und freundliches Paar.
Für mich ist in Daressalam am einfachsten das Einkaufscenter „Mlimani City“ zu erreichen. Die Daladalas (enge Schrottbusse, oft noch mit japanischer / koreanischer / arabischer Aufschrift) aus Bagamoyo fahren in Daressalam bis zur Endstation „Mwenge“, und nach kurzem Umsteigen beim Mwenge-Markt geht es für umgerechnet 10 Cent nur drei Haltestellen weiter. Für die ganzen 75 Kilometer zahlt man den Wert von zwei Euro und ist oft pünktlicher dran als mit der DB.
In der Mlimani Shopping Mall sind neben einem Supermarkt eine ganze Reihe von Läden, Dienstleistern und Lokalen unter einem Dach, und ich bekomme meistens meinen ganzen Bedarf.
Das Shoppingcenter ist eher etwas für die Wohlhabenden. Die Käufer kommen wohl nur zum kleinsten Teil mit öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern mit dem eigenen Auto. Die Zufahrten zum riesigen Parkplatz sind gut ausgebaut; ein Gehweg existiert genaugenommen gar nicht.
Während ich ansonsten in der Öffentlichkeit nirgends etwas Weihnachtliches entdeckt habe: im Einkaufszentrum herrscht weihnachtliche Atmosphäre – oder was man hier eben dafür hält. An den Decken entlang sind Girlanden aus Plastikreisig gewunden, verziert mit buntem Glitzerzeug, und alle 20 Meter steht ein kitschiger Kunststoff-Weihnachtsbaum in den weiten Fluren der Mall. Ähnliches begegnet einem in vielen der Läden. Weil hier jeder Nebengedanke an ein schönes Familienfest fehlt, wird der rein kommerzielle Zweck all dieses vermeintlichen Schmucks noch deutlicher als daheim.
Meine Beute heute= Druckertinte, ein Bügeleisen, vier Päckchen Kaffee, ein halber Liter Gin für den Sundowner mit Tonic Water, ein Pack Cassavamehl für noch zu testende Speisebeilagen und ein Fünfliterkarton Rotwein aus Dodoma. (Der Rote stellte sich leider daheim dann als Weißer heraus, und der ist nicht gut.) Tafelfarbe bekam ich gar nicht im Einkaufszentrum, aber einen Tipp für ein kleines Farbengeschäft in Mwenge. Gottseidank musste ich also nicht in die Innenstadt fahren. Das Farbengeschäft hatte tatsächlich Tafelfarbe – wenn auch nur im großen 4-Liter-Gebinde. Umso mehr war ich froh, dem Bus für den Heimweg nahe zu sein.
War das schön, nach sechs Stunden Busfahrt + Einkauf wieder auf Bagamoyos sicherem Boden zu stehen und nach fünf Minuten auf dem Sozius eines Pikipiki daheim die Türe aufschließen zu können!
Seit heute kann ich nach zwei Tagen endlich wieder online gehen. Eigentlich sollte es bis Monatsende reichen, aber vielleicht war mein Upload- oder Downloadkontingent erschöpft. Kontrollieren kann ich das nicht. Das Aufladen ist relativ kompliziert, und darum lasse ich es einfach für Fünftausend Schilling im Computershop machen.
Auch beim Arzt war ich heute wieder. Meine Wunde macht seit gut einer Woche kaum noch Fortschritte, und heute waren auch die Schmerzen wieder stärker, der Fuß ist angeschwollen. Ich habe mir vorgenommen, wenn es bis Montag nicht wesentlich besser ist, gehe ich an Heiligabend wieder nach Daressalam ins Aga-Khan-Hospital. Schmerzfreie Weihnachten wären ein Traum, und zudem finde ich eine gute Auswahl an Rotwein dort.
Ein liebes Vorurteil habe ich heute auch wieder eingebüßt. Die Sehschlitz-Lady hier ist gar nicht Kasims Frau, nicht einmal die Zweitfrau. So kann man angehen, wenn man einsam Schlüsse zieht. Ich bin nicht sicher, vielleicht war es auch Kenny gewesen, der mir das eingeflüstert hat. Die Verschleierte ist das Kindermädchen, und die andere, die mir schon ab und zu verschmitzt ins Gesicht gelacht haben, ist die Frau und Mutter der beiden kleinen Mädchen. Sie wäscht jeden Tag und fegt den Hof. Hätte ich ihn doch nur gefragt, statt mich immer nur über das unpassende Paar zu wundern. Von wegen Taliban. Die beiden sind ein gläubiges, aber fröhliches und freundliches Paar.
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Samstag, 15. Dezember 2012
Rote Blüten zu Weihnachten
rudorothaus, 21:02h
Momentan herrscht die „kleine Regenzeit“. Es regnet nicht täglich, aber immer wieder, und wenn es regnet, dann richtig. Oft sind es regelrechte Güsse, die dann vom Himmel herunterkommen. Aufziehender Regen ist aber für keine Hausfrau Grund, die Wäsche vom Seil zu nehmen. Meist scheint nach einer Stunde wieder die Sonne, und nach drei, vier Stunden ist die triefnasse Wäsche nicht nur trocken, sondern auch perfekt ausgespült. Weicher geht nicht.
Strand am frühen Morgen, zur Regenzeit
Weniger angenehm als für die Wäsche und natürlich für die ganze Pflanzenwelt ist der Regen für den Verkehr. In Bagamoyo sind nur einige wenige Straßen geteert und haben Straßengräben. Ansonsten ist der Untergrund zwar überall sandig und schluckt das Wasser schnell, aber auf stark befahrenen Wegen sind viele verdichtete Stellen, in denen sich die Pfützen oft tagelang halten. Solche Untiefen betragen manchmal bis zu 20, 30 Zentimeter und zwingen besonders die Pikipkis zu verwegenen Slalomfahrten. Pikipikis, leichte Motorräder meist aus chinesischer Produktion, sind in Tansania das häufigste Nahverkehrsmittel. Man setzt sich hinter dem Fahrer auf den Sozius – Frauen meist im seitlichen Damensitz – und lässt sich für umgerechnet 50 Cent durch das ganze Städtchen fahren.
Im waghalsigen Damensitz fahren die Frauen, weil sie so gut wie immer Röcke tragen. Wobei man den Rock und auch das T-Shirt bzw. die Bluse für den Oberkörper, eher selten zu sehen kriegt. Im Alltag haben sie oft die Funktion von Unterkleidung, und darüber tragen die Frauen Kangas. Kangas sind bunt bedruckte, quadratische Baumwolltücher mit ca. 120 cm Seitenlänge, von denen eines oben um die Schultern und eines um die Taille geschlungen wird. Ich möchte nicht wissen, wie heiß es unter alledem wird! Mir sind oft ein T-Shirt und kurze Hosen zu viel.
Bunt erscheinen nicht nur die Frauen – bunt ist auch das grüne Stadtbild in meiner Wohngegend. Blüten gibt es das ganze Jahr über. Derzeit wird das Bild eindeutig bestimmt von „Christmas Trees“, die von Blüten in einem kräftigen Rot übersät sind.
Christmas Trees werden nicht nur von den paar Christen hier so bezeichnet, sondern wirklich allgemein, wie ich durch Nachfragen bestätigt fand.
Auch dies ist wieder ein Zeichen für die Toleranz zwischen den Religionen in Tansania.
Strand am frühen Morgen, zur Regenzeit
Weniger angenehm als für die Wäsche und natürlich für die ganze Pflanzenwelt ist der Regen für den Verkehr. In Bagamoyo sind nur einige wenige Straßen geteert und haben Straßengräben. Ansonsten ist der Untergrund zwar überall sandig und schluckt das Wasser schnell, aber auf stark befahrenen Wegen sind viele verdichtete Stellen, in denen sich die Pfützen oft tagelang halten. Solche Untiefen betragen manchmal bis zu 20, 30 Zentimeter und zwingen besonders die Pikipkis zu verwegenen Slalomfahrten. Pikipikis, leichte Motorräder meist aus chinesischer Produktion, sind in Tansania das häufigste Nahverkehrsmittel. Man setzt sich hinter dem Fahrer auf den Sozius – Frauen meist im seitlichen Damensitz – und lässt sich für umgerechnet 50 Cent durch das ganze Städtchen fahren.
Im waghalsigen Damensitz fahren die Frauen, weil sie so gut wie immer Röcke tragen. Wobei man den Rock und auch das T-Shirt bzw. die Bluse für den Oberkörper, eher selten zu sehen kriegt. Im Alltag haben sie oft die Funktion von Unterkleidung, und darüber tragen die Frauen Kangas. Kangas sind bunt bedruckte, quadratische Baumwolltücher mit ca. 120 cm Seitenlänge, von denen eines oben um die Schultern und eines um die Taille geschlungen wird. Ich möchte nicht wissen, wie heiß es unter alledem wird! Mir sind oft ein T-Shirt und kurze Hosen zu viel.
Bunt erscheinen nicht nur die Frauen – bunt ist auch das grüne Stadtbild in meiner Wohngegend. Blüten gibt es das ganze Jahr über. Derzeit wird das Bild eindeutig bestimmt von „Christmas Trees“, die von Blüten in einem kräftigen Rot übersät sind.
Christmas Trees werden nicht nur von den paar Christen hier so bezeichnet, sondern wirklich allgemein, wie ich durch Nachfragen bestätigt fand.
Auch dies ist wieder ein Zeichen für die Toleranz zwischen den Religionen in Tansania.
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Freitag, 30. November 2012
Mein Häuschen
rudorothaus, 19:57h
Da sitze ich meist, wenn ich nicht liege.
Mein Heim von der Eingangsseite
Die Hecke vor der Terrasse
Blick hinüber zum Haus der Eigentumer. Gut 100 m dahinter, den Garten hinunter, ist das Meer. Blau und lauwarm das ganze Jahr. Keines der Schifflein fährt zum Vergnügen.
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Mittwoch, 28. November 2012
Leben unter Taliban
rudorothaus, 21:06h
Meinem Schreiner, von dem ich weiß, dass er auch regelmäßig in der Moschee betet, habe ich heute von meinem Umzug berichtet und erzählt, dass ich jetzt unter anderen mit einer voll verschleierten Frau auf einem Grundstück lebe, deren Mann wohl auch streng gläubig ist. Er mahnte mich zur Wachsamkeit – nicht dass der womöglich gar ein Taliban wäre. Ernst meinen konnte er das nicht, dafür weiß ich zu gut, dass Ostafrika an der Küste zum Indischen Ozean zwar muslimisch geprägt ist, dass Fundamentalisten hier aber hier in Tansania eher nicht auftreten. Im Gegenteil: die Gesellschaft lebt außerordentlich friedlich zusammen, sowohl was die verschiedenen Religionen betrifft, als auch unter den vielen verschiedenen Ethnien. Im Gegensatz zu allen Nachbarländern kam es seit der Unabhängigkeit Anfang der 60-er Jahre hier nie zu Gewalttätigkeiten.
Makokos Bemerkung über Taliban hatte ich zwar gleich als Scherz erkannt, aber sie hat mich doch betroffen gemacht und beschämt. Sie machte mir deutlich, dass ich solch voll verschleierte Frauen in den letzten Jahren als bedrohlich empfunden habe. Da haben die Medienbilder anscheinend gewirkt und ein neues Vorurteil in meinen alten Hinterkopf eingepflanzt. Ich erinnere mich: als ich vor rund 20 Jahren in Dubai die ersten voll verschleierten und sogar mit schwarzen Spitzenhandschuhen ausgestatteten Frauen gesehen hatte, habe ich diesen Anblick vor allem als exotisch empfunden.
Makoko ist mein Schreiner, weil in seiner Werkstatt schon Verschiedenes für mich gemacht wurde, 100 Klemmbretter als Schreibunterlage für die BACCA-Schüler zugesägt und geschliffen etwa und vor allem mein Spätzlesbrett. Aus Edelholz, mit ergonomischem Handgriff und spitz auslaufend. Zudem verstehe ich mich sehr gut mit ihm; er spricht ausgezeichnet Englisch. Die Werkstatt ist für hiesige Verhältnisse gut ausgestattet. Sogar eine Hobelmaschine ist vorhanden. Die meisten Schreiner müssen ohne Maschinen auskommen, und die Handwerkzeuge sind auch rar und von minderer Qualität. Dem entsprechend sehen ihre Möbel aus. Einen handwerklich gekonnten und und halbwegs bequemen Stuhl zu bekommen, ist in Bagamoyo nicht möglich. Von anspruchsvolleren Möbeln ganz zu schweigen. Mir egal, mein Häuschen ist voll ausgestattet.
Die neuen Klemmbretter im Einatz. Leider sind die metallenen Klemmbügel nicht zu sehen - eine Spende von Moog & Langenscheidt GmbH.
Der Schreiner soll im Frühjahr Informations-Schaukästen für BACCA anfertigen, die wir an vier Stellen in Bagamoyo aufstellen wollen, wenn wir genügend Spenden erreichen. So hoffen wir Mitglieder für den Verein zu gewinnen und können durch die Vermietung von kleinen Flächen ein Einkommen erzielen. Eine Zeitung oder ein anderes Informations- und Werbemedium gibt es hier nicht, und Bedarf besteht nach der Einschätzung vieler.
Makokos Bemerkung über Taliban hatte ich zwar gleich als Scherz erkannt, aber sie hat mich doch betroffen gemacht und beschämt. Sie machte mir deutlich, dass ich solch voll verschleierte Frauen in den letzten Jahren als bedrohlich empfunden habe. Da haben die Medienbilder anscheinend gewirkt und ein neues Vorurteil in meinen alten Hinterkopf eingepflanzt. Ich erinnere mich: als ich vor rund 20 Jahren in Dubai die ersten voll verschleierten und sogar mit schwarzen Spitzenhandschuhen ausgestatteten Frauen gesehen hatte, habe ich diesen Anblick vor allem als exotisch empfunden.
Makoko ist mein Schreiner, weil in seiner Werkstatt schon Verschiedenes für mich gemacht wurde, 100 Klemmbretter als Schreibunterlage für die BACCA-Schüler zugesägt und geschliffen etwa und vor allem mein Spätzlesbrett. Aus Edelholz, mit ergonomischem Handgriff und spitz auslaufend. Zudem verstehe ich mich sehr gut mit ihm; er spricht ausgezeichnet Englisch. Die Werkstatt ist für hiesige Verhältnisse gut ausgestattet. Sogar eine Hobelmaschine ist vorhanden. Die meisten Schreiner müssen ohne Maschinen auskommen, und die Handwerkzeuge sind auch rar und von minderer Qualität. Dem entsprechend sehen ihre Möbel aus. Einen handwerklich gekonnten und und halbwegs bequemen Stuhl zu bekommen, ist in Bagamoyo nicht möglich. Von anspruchsvolleren Möbeln ganz zu schweigen. Mir egal, mein Häuschen ist voll ausgestattet.
Die neuen Klemmbretter im Einatz. Leider sind die metallenen Klemmbügel nicht zu sehen - eine Spende von Moog & Langenscheidt GmbH.
Der Schreiner soll im Frühjahr Informations-Schaukästen für BACCA anfertigen, die wir an vier Stellen in Bagamoyo aufstellen wollen, wenn wir genügend Spenden erreichen. So hoffen wir Mitglieder für den Verein zu gewinnen und können durch die Vermietung von kleinen Flächen ein Einkommen erzielen. Eine Zeitung oder ein anderes Informations- und Werbemedium gibt es hier nicht, und Bedarf besteht nach der Einschätzung vieler.
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Montag, 12. November 2012
Der Wolf in mir
rudorothaus, 23:37h
Wenn man hier unverhofft von Marlene aus der Aalener Heimatsmühle wieder so eine Fleischmail kriegt (Charolais Weiderind aus ökologischer Tierhaltung, 10 kg-Paket gut abgehangenes Fleisch mit 2 Rostbraten, 2 Steaks. 4 Rouladen, 3 kg Braten, 2 kg Siedfleisch, 2 kg Hackfleisch und 1,5 kg Knochen), dann kann einem alten Carnivore schon das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Von gut abgehangenem Fleisch, gar fachgerecht zu Rostbraten geschnitten oder zu Bratenstücken zerlegt, kann man hier nur träumen.
Metzgereien gibt es zwar mehrere um den Markt herum, aber das Fleisch ist dort mangels Kühlmöglichkeiten weder abgehangen, noch ist es mangels Fachkenntnissen der „Fleischer“ und mangels passendem Werkzeug auch nur hallbwegs sauber zerlegt. Vielmehr machen sich die Metzger über ihr Fleisch her, als gelte es einen Feind in Stücke zu hauen. Kreuz und quer wird da gesäbelt, und was sich sperrt, wird mit der Axt traktiert. Kein Stück ist zu haben, an oder in dem sich nicht irgendwelche Knochensplitter finden. Weiterverarbeitung von Fleisch findet nicht statt, und das ist gut so. Unter den herrschenden hygienischen Mißständen fängt man mit Hackfleisch oder gar Wurst besser gar nicht erst an.
Besser ist man dran mit Federvieh. Wir stehen in Bagamoyo nicht auf Wiesenhof-Plastikhähnchen, sondern können uns aus Käfigen das passende Huhn aussuchen. Das wird an Ort und Stelle geschlachtet, gerupft und ausgenommen. Da muss ja auch nichts abhängen, der Einkauf darf gleich daheim in den warmen Topf.
So stopft man sich den Wanst voll, heute mit Ugali (Maisbrei) und außergewöhnlich vielen Fleischbrocken mit Soße. Eine richtige Luxusmahlzeit!
Von gut abgehangenem Fleisch, gar fachgerecht zu Rostbraten geschnitten oder zu Bratenstücken zerlegt, kann man hier nur träumen.
Metzgereien gibt es zwar mehrere um den Markt herum, aber das Fleisch ist dort mangels Kühlmöglichkeiten weder abgehangen, noch ist es mangels Fachkenntnissen der „Fleischer“ und mangels passendem Werkzeug auch nur hallbwegs sauber zerlegt. Vielmehr machen sich die Metzger über ihr Fleisch her, als gelte es einen Feind in Stücke zu hauen. Kreuz und quer wird da gesäbelt, und was sich sperrt, wird mit der Axt traktiert. Kein Stück ist zu haben, an oder in dem sich nicht irgendwelche Knochensplitter finden. Weiterverarbeitung von Fleisch findet nicht statt, und das ist gut so. Unter den herrschenden hygienischen Mißständen fängt man mit Hackfleisch oder gar Wurst besser gar nicht erst an.
Besser ist man dran mit Federvieh. Wir stehen in Bagamoyo nicht auf Wiesenhof-Plastikhähnchen, sondern können uns aus Käfigen das passende Huhn aussuchen. Das wird an Ort und Stelle geschlachtet, gerupft und ausgenommen. Da muss ja auch nichts abhängen, der Einkauf darf gleich daheim in den warmen Topf.
So stopft man sich den Wanst voll, heute mit Ugali (Maisbrei) und außergewöhnlich vielen Fleischbrocken mit Soße. Eine richtige Luxusmahlzeit!
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Sonntag, 11. November 2012
Lärm mit Ende
rudorothaus, 09:20h
Friedrich Schiller war nie in Afrika, aber trotzdem wusste er: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben,wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ Zwar gehöre ich nicht zu den Allerfrömmsten, aber geplagt bin ich wie sie.
Junge Afrikaner lieben es sehr laut, und überdrehte Lautsprecher scheinen niemanden zu stören. Lautsprecherklirren ist hier eher die Regel als die Ausnahme. An scheppernden Lautsprechern gehe ich möglichst schnell vorbei. Ausweichen kann ich jedoch nicht all den Lautsprechern, die in der Umgebung meiner Bude aufgedreht werden, und das ist häufig abends der Fall. Aus verschiedenen Richtungen wird man da beschallt. Ein jeder findet die eigenen CDs schöner als die anderen und will sie übertönen.
Seit drei, vier Wochen wird das Zwangshören noch getoppt von einem Nachbarn, der – keine 20 Meter von meinem Schreibtisch entfernt – seinen Kiosk für Süßigkeiten und Limonaden in eine Videobude geändert hat. Dort laufen die Lautsprecher spätestens nachmittags ab zwei auf Hochtouren, bis spät in die Nacht hinein. Halbwüchsige ziehen sich dort gegen geringe Gebühr Action-Videos und allerlei Schnulzen hinein, manchmal auch einfach das Fernsehprogramm. An den Wochenenden beginnt der Spaß schon zwischen sieben und acht, am liebsten würde ich eine Bombe hineinwerfen. Vor diesem manchmal schier unerträglichen Lärm kann ich mich nicht schützen, denn die Fenster sind unverglast. Sie tragen drei Schichten von Gitter: grob und stabil als Diebstahlschutz, feinmaschig gegen Insekten und etwas grobmaschiger zur Stabilisierung. Schallwellen aber passieren ungehindert.
Ich weiß nicht, was passiert ist, aber heute ist der Lärm zumindest bis halb zehn am Morgen ausgeblieben. Dafür hat die Nachbarin zur Linken schon morgens um acht in ihrem Garten drei Feuer angezündet, und der ganze Rauch ist zu mir herein geweht. Sie ist aber nicht böse, und ich kann ihr deswegen nicht böse sein. Dass man seine Abfälle verbrennt, ist hier das Normalste von der Welt, und der Sonntag ist für die meisten kein besonderer Tag. Und auch die Lärmkulisse hier draußen ist um dreiviertel zehn wieder wie gewohnt: die Lautsprecher dröhnen.
Zum Monatsende werde ich umziehen in eine allem Anschein nach ruhige Gegend. Dann habe ich zwar einen weiten Weg zur Schule, dafür aber einen ganz kurzen an den Strand und weniger weit ins Geschäftszentrum. Die Bude kenne ich noch nicht, soll aber sehr angenehm sein, in einem Häuschen alleine. Hauptsache aber: ruhig!
Junge Afrikaner lieben es sehr laut, und überdrehte Lautsprecher scheinen niemanden zu stören. Lautsprecherklirren ist hier eher die Regel als die Ausnahme. An scheppernden Lautsprechern gehe ich möglichst schnell vorbei. Ausweichen kann ich jedoch nicht all den Lautsprechern, die in der Umgebung meiner Bude aufgedreht werden, und das ist häufig abends der Fall. Aus verschiedenen Richtungen wird man da beschallt. Ein jeder findet die eigenen CDs schöner als die anderen und will sie übertönen.
Seit drei, vier Wochen wird das Zwangshören noch getoppt von einem Nachbarn, der – keine 20 Meter von meinem Schreibtisch entfernt – seinen Kiosk für Süßigkeiten und Limonaden in eine Videobude geändert hat. Dort laufen die Lautsprecher spätestens nachmittags ab zwei auf Hochtouren, bis spät in die Nacht hinein. Halbwüchsige ziehen sich dort gegen geringe Gebühr Action-Videos und allerlei Schnulzen hinein, manchmal auch einfach das Fernsehprogramm. An den Wochenenden beginnt der Spaß schon zwischen sieben und acht, am liebsten würde ich eine Bombe hineinwerfen. Vor diesem manchmal schier unerträglichen Lärm kann ich mich nicht schützen, denn die Fenster sind unverglast. Sie tragen drei Schichten von Gitter: grob und stabil als Diebstahlschutz, feinmaschig gegen Insekten und etwas grobmaschiger zur Stabilisierung. Schallwellen aber passieren ungehindert.
Ich weiß nicht, was passiert ist, aber heute ist der Lärm zumindest bis halb zehn am Morgen ausgeblieben. Dafür hat die Nachbarin zur Linken schon morgens um acht in ihrem Garten drei Feuer angezündet, und der ganze Rauch ist zu mir herein geweht. Sie ist aber nicht böse, und ich kann ihr deswegen nicht böse sein. Dass man seine Abfälle verbrennt, ist hier das Normalste von der Welt, und der Sonntag ist für die meisten kein besonderer Tag. Und auch die Lärmkulisse hier draußen ist um dreiviertel zehn wieder wie gewohnt: die Lautsprecher dröhnen.
Zum Monatsende werde ich umziehen in eine allem Anschein nach ruhige Gegend. Dann habe ich zwar einen weiten Weg zur Schule, dafür aber einen ganz kurzen an den Strand und weniger weit ins Geschäftszentrum. Die Bude kenne ich noch nicht, soll aber sehr angenehm sein, in einem Häuschen alleine. Hauptsache aber: ruhig!
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Dienstag, 6. November 2012
Sex und Schwalben
rudorothaus, 21:11h
Sex muss hoch im Kurs stehen hier, das sieht sogar ein alter Hagestolz am frivolen Winken, aber auch am Ergebnis des Beieinanderliegens, wo Bein an Bein geschmiegt wurde. Die Zahl kleiner Kinder ist unglaublich.. Ich habe sie nicht gezählt, aber auf Schritt und tritt wuselt es geradezu von Stopsen unter einem Meter. Und die jüngsten Leibesfrüchte werden von den Müttern auf dem Rücken mitgeschleppt, wohin auch immer sie gehen mögen. Weit mehr als die Hälfte aller TansanierInnen ist unter 14 Jahre alt, habe ich in einer Statistik gelesen. Und das glaube ich sofort! Dabei haben bestimmt die wenigsten Paare eine trauliche Umgebung für ihr heimliches Tun. Nicht einmal die gemauerten Häuser verfügen über Fenster, die etwas Schallschutz bieten könnten, geschweige denn eine erotische Atmosphäre. Sex könnte ja ansteckend sein. Wer die Nachbarin stöhnen hört, wird womöglich selber von der Lust gepackt... und so pflanzt sich das fort bis in die letzte Hütte. Am Ende haben die Statistiker noch mehr Kinder zu zählen.
Frivoles Winken von durchaus attraktiven jungen Damen erlebe sogar ich als einstiger Liebhaber, der seine besten Jahre längst hinter sich hat. Bereits am ersten Tag meines Aufenthalts, schon auf der Busfahrt von Daressalam nach Bagamoyo, bekam ich von der Mitfahrerin hinter mir einen Zettel zugesteckt, bevor sie ausstieg. Botschaft = ich möchte deine Freundin sein, Handy Nr. xyz.
Hübsches Gesicht, gute Kurven. Man fühlt sich einen Moment lang wieder jung. Aber die Zeiten, in denen mir Sex wichtig war, liegen lange zurück. Und außer mit körperlicher Anziehung könnten mich diese Mädchen ja nicht locken. Es gab auch Einladungen, denen ein paar Worte im Wechsel vorausgegangen waren. Auf Suaheli konnte ich es nicht erst versuchen, und das Englisch der jeweiligen Gesprächspartnerin beschränkte sich auf einige wenige Brocken. Keine einzige dieser frivolen Möchtegern-Freundinnen war nicht attraktiv. Die Schönen nehmen sich überall mehr heraus. Das ist schon an unserer Vorschule zu beobachten. Die Schmeicheleien lässt man sich also gern gefallen und fühlt sich in einer Momentaufnahme stark verjüngt, wohl wissend, dass alle letztlich einen Märchen-prinzen suchen, der ihren Traum von einem besseren Leben wahr macht. Zumindest Reichtum kann man von einem Europäer ja erwarten! Die Wirklichkeit holt mich wieder ein, wenn mir die Knirpse auf dem Heimweg „Babu, Babu“ (Kisuaheli für Opa) zurufen. Sie meinen das durchaus liebevoll.
Bei aller Verbreitung dieser Beschäftigung: ich bin nicht der einzige ohne Sex hierzulande. Abends in der Dämmerung sitze ich gerne vor dem Haus und sehe den Schwalben zu, wie sie im Tiefflug hin und her flitzen und sich die Bäuche mit bösen Moskitos vollstopfen. Was sogar ich als Laie weiß: solche Zugvögel bekommen ihren Nachwuchs nur im rauen Norden. Wer weiß, vielleicht wurden gerade diese im letzten Frühling beim Eugen im Stall ausgebrütet und erzählen, sie kämen aus dem Schwäbischen. Anhalten und ausfragen konnte ich allerdings noch keine. Zudem bin ich nicht Dr. Doolittle und kann Schwalben verstehen. Kisuaheli ist mir mühsam genug.
Frivoles Winken von durchaus attraktiven jungen Damen erlebe sogar ich als einstiger Liebhaber, der seine besten Jahre längst hinter sich hat. Bereits am ersten Tag meines Aufenthalts, schon auf der Busfahrt von Daressalam nach Bagamoyo, bekam ich von der Mitfahrerin hinter mir einen Zettel zugesteckt, bevor sie ausstieg. Botschaft = ich möchte deine Freundin sein, Handy Nr. xyz.
Hübsches Gesicht, gute Kurven. Man fühlt sich einen Moment lang wieder jung. Aber die Zeiten, in denen mir Sex wichtig war, liegen lange zurück. Und außer mit körperlicher Anziehung könnten mich diese Mädchen ja nicht locken. Es gab auch Einladungen, denen ein paar Worte im Wechsel vorausgegangen waren. Auf Suaheli konnte ich es nicht erst versuchen, und das Englisch der jeweiligen Gesprächspartnerin beschränkte sich auf einige wenige Brocken. Keine einzige dieser frivolen Möchtegern-Freundinnen war nicht attraktiv. Die Schönen nehmen sich überall mehr heraus. Das ist schon an unserer Vorschule zu beobachten. Die Schmeicheleien lässt man sich also gern gefallen und fühlt sich in einer Momentaufnahme stark verjüngt, wohl wissend, dass alle letztlich einen Märchen-prinzen suchen, der ihren Traum von einem besseren Leben wahr macht. Zumindest Reichtum kann man von einem Europäer ja erwarten! Die Wirklichkeit holt mich wieder ein, wenn mir die Knirpse auf dem Heimweg „Babu, Babu“ (Kisuaheli für Opa) zurufen. Sie meinen das durchaus liebevoll.
Bei aller Verbreitung dieser Beschäftigung: ich bin nicht der einzige ohne Sex hierzulande. Abends in der Dämmerung sitze ich gerne vor dem Haus und sehe den Schwalben zu, wie sie im Tiefflug hin und her flitzen und sich die Bäuche mit bösen Moskitos vollstopfen. Was sogar ich als Laie weiß: solche Zugvögel bekommen ihren Nachwuchs nur im rauen Norden. Wer weiß, vielleicht wurden gerade diese im letzten Frühling beim Eugen im Stall ausgebrütet und erzählen, sie kämen aus dem Schwäbischen. Anhalten und ausfragen konnte ich allerdings noch keine. Zudem bin ich nicht Dr. Doolittle und kann Schwalben verstehen. Kisuaheli ist mir mühsam genug.
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Sonntag, 28. Oktober 2012
Tomaten und Peter
rudorothaus, 19:43h
27.10.12
In der Not frisst der Teufel Fliegen, und manchmal entpuppen sich die dann als Trüffel. Ich dagegen esse für mein Leben gern Tomatensalat, mit oder ohne Not. Mit dieser Vorliebe bin ich hier am richtigen Platz, denn feste, schmackhafte Tomaten werden einem hier fast nachgeworfen, so viele gibt es überall. Dazu rote Zwiebeln – andere scheint es gar nicht zu geben – und auch Knoblauch ist reichlich da. Von wegen aber Kräuter wie Basilikum, Thymian & Co, das kennt man hier nicht. Fehlanzeige auch bei Weichkäse irgendwelcher Art, um ab und zu eine besondere Note an die Tomaten zu bekommen. Es gibt einfach nichts, um den Tomatensalat ab und zu durch eine Zutat aufzupeppen!
An Mozarella habe ich gestern Abend mit einem Hauch von Wehmut gedacht, während ich Tomaten und Zwiebeln für einen Salat aufschnitt. In Griffweite hatte ich ein paar Bananen liegen,
ein paar von den super riechenden und schmeckenden Exemplaren, die man nur vor Ort kriegt, die nicht für eine Reise um die halbe Welt behandelt sind.
Von der Farbe und Konsistenz her gibt es von der Banane eine viel größere Nähe zum jungen Käse als etwa bei Erdbeeren oder bei Kokosnüssen. Da lag also der Gedanke quasi in der bananenduftgeschwängerten Luft, Bananenscheiben in den Tomatensalat zu mischen. Gedacht, getan, und das Ergebnis war köstlich. So muss sich der Teufel fühlen, wenn er statt Fliegen Trüffel schmeckt. Das werde ich ab und zu genießen!
Der rastlose Peter Grohmann wird heute 75 und bei der Geburtstagsgala im Stuttgarter Theaterhaus als sein eigener Hauptakteur auftreten. Dabei täte ihm etwas Ruhe und Seele-baumeln-lassen doch ganz sicher auch mal gut. An seiner Stelle bin ich heute mal wieder zum Strand hinunter und zwei, drei Kilometer barfuß durch die flachen Wellen gegangen. Zwischendurch habe ich mir ein großes Stück frisch frittierten Fisch gekauft und aus der Hand gegessen. Azurblauer Himmel über dir, feiner Sand unter dir, am Horizont ein paar windgeblähte Segel von Fischerboten, und dann auch noch einen guten Brocken frischen Fisch im Magen: Herr, was willst du mehr? Ein Hochgefühl für alle Sinne war das mal wieder. Ich hätte dem lieben Peter gerne etwas davon abgetreten.
In der Not frisst der Teufel Fliegen, und manchmal entpuppen sich die dann als Trüffel. Ich dagegen esse für mein Leben gern Tomatensalat, mit oder ohne Not. Mit dieser Vorliebe bin ich hier am richtigen Platz, denn feste, schmackhafte Tomaten werden einem hier fast nachgeworfen, so viele gibt es überall. Dazu rote Zwiebeln – andere scheint es gar nicht zu geben – und auch Knoblauch ist reichlich da. Von wegen aber Kräuter wie Basilikum, Thymian & Co, das kennt man hier nicht. Fehlanzeige auch bei Weichkäse irgendwelcher Art, um ab und zu eine besondere Note an die Tomaten zu bekommen. Es gibt einfach nichts, um den Tomatensalat ab und zu durch eine Zutat aufzupeppen!
An Mozarella habe ich gestern Abend mit einem Hauch von Wehmut gedacht, während ich Tomaten und Zwiebeln für einen Salat aufschnitt. In Griffweite hatte ich ein paar Bananen liegen,
ein paar von den super riechenden und schmeckenden Exemplaren, die man nur vor Ort kriegt, die nicht für eine Reise um die halbe Welt behandelt sind.
Von der Farbe und Konsistenz her gibt es von der Banane eine viel größere Nähe zum jungen Käse als etwa bei Erdbeeren oder bei Kokosnüssen. Da lag also der Gedanke quasi in der bananenduftgeschwängerten Luft, Bananenscheiben in den Tomatensalat zu mischen. Gedacht, getan, und das Ergebnis war köstlich. So muss sich der Teufel fühlen, wenn er statt Fliegen Trüffel schmeckt. Das werde ich ab und zu genießen!
Der rastlose Peter Grohmann wird heute 75 und bei der Geburtstagsgala im Stuttgarter Theaterhaus als sein eigener Hauptakteur auftreten. Dabei täte ihm etwas Ruhe und Seele-baumeln-lassen doch ganz sicher auch mal gut. An seiner Stelle bin ich heute mal wieder zum Strand hinunter und zwei, drei Kilometer barfuß durch die flachen Wellen gegangen. Zwischendurch habe ich mir ein großes Stück frisch frittierten Fisch gekauft und aus der Hand gegessen. Azurblauer Himmel über dir, feiner Sand unter dir, am Horizont ein paar windgeblähte Segel von Fischerboten, und dann auch noch einen guten Brocken frischen Fisch im Magen: Herr, was willst du mehr? Ein Hochgefühl für alle Sinne war das mal wieder. Ich hätte dem lieben Peter gerne etwas davon abgetreten.
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